AMD dezimiert die Belegschaft
Nachdem die Umsätze im ersten Quartal starker als erwartet gesunken sind, will der US-Chiphersteller AMD in den kommenden Monaten jede zehnte Stelle streichen. Rund 1680 Arbeitsplätze fallen bis Ende des dritten Quartals weg, so der Erzrivale des Weltmarktführers Intel.
Wie viele Beschäftigte hierzulande betroffen sind, konnte AMD Deutschland auf Anfrage von silicon.de noch nicht sagen. Nach Angaben der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) arbeiten am AMD-Hauptstandort Dresden zirka 3000 Mitarbeiter. Seines Wissens habe AMD Dresden seit einigen Jahren einen Betriebsrat – in dem die IG BCE jedoch nicht vertreten sei, sagte ein Gewerkschaftssprecher gegenüber silicon.de.
Der Kontakt mit der Unternehmensleitung und dem Betriebsrat halte sich in Grenzen. “Wir wissen nicht genau, warum.” Möglichweise gebe es jedoch einen Zusammenhang zwischen dem mangelnden Interesse und einer – dem Vernehmen nach – überdurchschnittlichen Entlohnung. Wenn die Gewerkschaft ins Boot geholt werde, sei sie jedoch bereit, an einem möglichen Sozialplan mitzuarbeiten.
Die AMD-Zentrale hatte die Entlassungen mit Umsatzeinbußen begründet. Der Umsatz sei im ersten Quartal “wegen der unsicheren Marktlage” voraussichtlich auf 1,5 Milliarden Dollar und damit unter die Markterwartungen gesunken, hieß es. Verglichen mit dem vierten Quartal 2007 sei das ein Rückgang von 15 Prozent – gleichzeitig aber auch ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Geschäfte seien in allen Konzernbereichen schlechter als erwartet gelaufen.
Das Jahr 2007 war für AMD schlecht gelaufen. AMDs Aktienkurs fiel im vergangen Jahr um 63 Prozent – ein Ausdruck der Pannen im Vertrieb und in der Technik. Die Einführung des wichtigsten Produktes – des Quad-Core-Prozessors ‘Barcelona’ – scheiterte. Viele Kunden wanderten zu Intel ab, AMDs Marktanteile sanken.
Randy Allen, als Corporate Vice President Server and Workstation Division für die Entwicklung des Barcelona-Chip verantwortlich, gelobte im März gegenüber silicon.de Besserung. “Wir hätten die Chips durchaus wie angekündigt im September vergangenen Jahres inklusive Fehler ausliefern können. Sie produzieren nur in seltenen Fällen Fehler, aber für den sicheren Betrieb ist das zu häufig. Andere Hersteller hätten eben einen Patch nachgeliefert – wir aber wollten ganze Arbeit leisten und einen fehlerfreien Chip anbieten.” Seit Ende Februar wird Barcelona an Channel- und Vertriebspartner ausgegeben.
Auf Gerüchte über Entlassungen angesprochen, sagte Allen, die Belegschaft von AMD Dresden habe wenig zu befürchten: “Barcelona wird in Dresden gefertigt. Die beiden Werke dort liefern immer die allerbesten Ergebnisse, wenn wir die Leistung unserer Fertigungsanlagen weltweit vergleichen. Es mag ein Klischee sein, aber hier bewahrheitet sich, was man über ‘deutsche Ingenieurskunst’ berichtet.”