“Die großen Komplexe sind aus Unternehmenssicht abgearbeitet. Jetzt geht es darum, auch die Verantwortung der alten Führung zu klären”, sagte Chief Compliance Officer Andreas Pohlmann gegenüber dem Handelsblatt. Er spricht von einem schweren Fehler der einstigen Unternehmensspitze. “Nach meiner Einschätzung waren auch frühere Vorstände entweder aktiv, inaktiv am Korruptionsskandal beteiligt oder sie haben die Sache übersehen, dann liegt eine Aufsichtsverletzung auf der Hand.”
Für den entstandenen Schaden wolle man natürlich auch Schadensersatz, so Pohlmann weiter. Das könnten im Einzelfall Beträge im Millionenbereich sein. Damit greift zum ersten Mal ein hochrangiger Manager die frühere Führung unter von Pierer frontal an. Dieser hat bislang immer behauptet, von der Korruptionspraxis nichts gewusst zu haben.
Bereits Anfang des Jahres hatte Siemens Mahnbescheide an eine Reihe von früheren sowie heute noch aktive Beschäftigte verschickt. Sie sollen jeweils eine Million Euro zahlen. Dem könnten künftig zum Teil noch wesentlich höhere Forderungen folgen, so Pohlmann, der in seiner Position als CCO darauf zu achten hat, dass die Regeln guter Unternehmensführung eingehalten werden.
Unternehmenskenner gehen davon aus, dass der Konzern kurz davor steht, juristisch gegen ehemalige Top-Manager vorzugehen. Tatsächlich hat das Traditionsunternehmen kaum eine andere Wahl – auch die amerikanische Börsenaufsicht SEC erwartet in solchen Fällen ein hartes Durchgreifen.
Eine eigene Ermittlertruppe soll künftig korrupte Systeme oder Betrugsringe bei Siemens aufdecken, so Pohlmann. Dafür hat er extra einen Abteilungsleiter von Interpol aus Lyon abgeworben. In einigen Monaten soll die Mannschaft mit dann rund einem Dutzend Mitgliedern komplett sein und in den Siemens-Niederlassungen weltweit ermitteln. Siemens hatte im Zug der Aufarbeitung der Korruptionsaffäre dubiose Zahlungen über 1,3 Milliarden Euro in den Jahren 1999 bis 2006 eingeräumt.
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