Nach Angaben der US-amerikanischen National Venture Capital Association wagten sich in den ersten drei Monaten des Jahres nur fünf Venture-Capital-finanzierte Start-ups auf das Wall-Street-Parkett. Im vierten Quartal 2007 waren es dagegen noch 31 Venture-Capital-finanzierte Start-ups. Die Zahlen des ersten Quartals 2008 entsprächen dem Tiefstand der Dot-Com-Krise, hieß es.
Abgesehen von Microsofts Plan, Yahoo zu übernehmen, haben auch die Kaufaktivitäten im Silicon Valley nachgelassen. Während Großunternehmen im vierten Quartal 2007 noch 83 Venture-Capital-finanzierte Start-ups übernahmen, kauften sie im ersten Quartal 2008 nur 56 Venture-Capital-finanzierte Firmen.
Auch die Aktien der Hightech-Unternehmen sind in diesem Jahr weniger gefragt. Der Hightech-Index Nasdaq Composite fiel seit Jahresbeginn um rund 11 Prozent. Für die
Apple-Papiere ging es 21 Prozent abwärts, Google-Aktien verloren 31 Prozent.
Zudem wird ein Rückgang des Jobwachstums vorhergesagt. Nach Angaben des Center for the Continuing Study of the California Economy werden in diesem Jahr im Silicon Valley 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Im Jahr 2007 wurden dagegen noch 17.700 neue Jobs geschaffen, im Jahr 2006 waren es sogar 25.000.
Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder bleibt angesichts dieser Zahlen gelassen. “Der Stimmungswandel im Silicon Valley wirkt sich dort bisher vor allem auf Unternehmensgründungen und Start-ups aus”, sagte er gegenüber silicon.de. “Es mag Einzelfälle geben, wo diese Firmen geschäftliche Verbindungen zu deutschen Unternehmen haben.”
Bitkom-Mitglieder hätten bisher aber keine negativen Auswirkungen gemeldet. Ein möglicher Abschwung im Silicon Valley könne sich auf deutsche IT-Firmen auswirken. “Die Unternehmen aus dem Silicon Valley könnten weniger in Deutschland investieren – das ist bisher aber nicht messbar.”
Auch beim Export deutscher Anbieter sei bisher kein Rückgang wahrnehmbar. “Die USA sind auf Platz zehn der deutschen Exportmärkte, und die Nachfrage von Firmen aus dem Silicon Valley stellt dabei nur einen geringen Teil dar.”
Sinke die Nachfrage, sinken auch die Preise, so Rohleder. Es könne durchaus sein, dass Produkte aus dem Silicon Valley preiswerter würden. “Gleichzeitig würden die Unternehmenswerte sinken – dies gäbe Chancen für Zukäufe.” Zudem würde sich auch der eine oder andere Spitzen-Informatiker überlegen, ob er vielleicht nach Deutschland komme, anstatt in die USA zu gehen.
Der Bitkom sehe keine Notwendigkeit, Vorsorgemaßnahmen für den “derzeit unwahrscheinlichen Fall eines Abschwungs” im Silicon Valley zu treffen, “der – würde er tatsächlich eintreten – kaum unmittelbare Auswirkungen auf deutsche Firmen hätte”.
In der US-Berichterstattung gehe es um Stimmungen und erste Tendenzen, sagte Rohleder. “Die Innovationskraft des Silicon Valley sollte man auch in schwierigeren Zeiten nicht unterschätzen.”
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