Mobilfunknetz warnt vor Staus
Der österreichische Mobilfunkprovider A1 hat kürzlich in Linz ein Pilotprojekt abgeschlossen, bei dem Bewegungsdaten von Handys zur Beobachtung der Verkehrslage verwendet werden. Mithilfe der aufbereiteten Daten sollen Navigationsgeräte präzisere Informationen über die Situation auf den Straßen bekommen und so bei Staus oder Sperren rechtzeitig Ausweichrouten berechnen.
List: Werden alle A1-Handys ständig positionsmäßig überwacht?
Zuba: Ich würde hier nicht von Überwachung sprechen, denn eine Überwachung ist aus rechtlicher Sicht gar nicht zulässig und mit diesem System technisch auch nicht möglich. Der Wert des Systems liegt darin, die ständigen Bewegungen aller Geräte im A1-Netz so aufbereiten zu können, dass Drittservices mit den Daten arbeiten können.
List: Wie erklären Sie diese Datensammlungsmethode einem Datenschützer?
Zuba: Datenschutz beschäftigt sich primär mit dem Schutz von Individuen. Für dieses System ist nicht der einzelne Handy-Nutzer interessant, sondern das bewegte Bild, das die Gesamtheit der Nutzer produziert.
List: Wie werden Sie diese Daten künftig nutzen? Wer soll sie nutzen?
Zuba: Wir haben gerade den Piloten erfolgreich abgeschlossen und sind im Gespräch mit einigen Interessenten, die den Wert dieser Lösung erkannt haben und Ihre eigenen Services damit verbessern wollen. Die gewonnen Daten können für präzisere Verkehrsleitung herangezogen werden. Das bietet einerseits einen hohen Individualnutzen für Endanwender, hat aber auch eine volkswirtschaftliche Perspektive, da mit verbesserter Verkehrsleitung auch Kraftstoffe gespart werden können und der CO2-Ausstoß reduziert werden kann.
List: Gibt es Kooperationen mit Navigationsherstellern? TomTom beispielsweise kooperiert in Deutschland, Großbritannien und der Schweiz bereits mit Mobilfunkern, um einen entsprechenden Dienst anzubieten.
Zuba: Wie gesagt sind wir in Gesprächen mit mehreren Unternehmen. Ich bitte um Verständnis, dass wir diese erst dann nennen können, wenn entsprechende Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen sind.
List: Welche Möglichkeiten sehen Sie abseits von Verkehrsüberwachung in der Zukunft noch im Rahmen der Nutzung von Handydaten?
Zuba: Navigations- und Verkehrsleitsysteme sind sicherlich der naheliegendste Anwendungsfall. Darüber hinaus sind der Phantasie von Serviceanbietern keine Grenzen gesetzt. Ich kann mir beispielsweise vorstellen, dass die Daten für eine Reise-Management-Plattform einen deutlichen Mehrwert bringen. Mit verbesserter Reiseplanung und Verkehrssteuerung werden nicht nur die Nerven der Reisenden sondern auch die Umwelt geschont.