In Deutschland und der Schweiz kooperiert TomTom bereits mit Mobilfunkbetreibern und will den entsprechenden Service ‘HD Traffic’ noch im laufenden Jahr umsetzen. Redakteur Andreas List hat mit Reinhard Zuba, Bereichsleiter Marketing bei mobilkom austria, über die Art der Datensammlung von Mobilfunkkunden sowie die daraus entstehenden Möglichkeiten gesprochen.
List: Wie funktioniert die Methode, mit Handys den Verkehr zu beobachten?
Zuba: Mit unserem System gewinnen wir anhand der Bewegungsprofile aller aktiven SIM-Karten im A1-Netz Informationen über das aktuelle Verkehrsbild. Diese Bewegungsprofile werden über Straßenkarten gelegt und aufgrund der Veränderung im Zeitverlauf können entsprechende Schlüsse gezogen werden. A1 stellt Rohdaten zur Verfügung, die dann von Serviceanbietern entsprechend verwendet werden können, etwa zur Interpretation der aktuellen Verkehrslage oder zu einer Verfeinerung der Routenplanung bei Navigationslösungen.
List: Wie viele Nutzer benötigt man, um eine aussagekräftiges Bild von Österreichs Straßen zu bekommen?
Zuba: A1 ist Mobilfunk-Marktführer in Österreich. Daher liefern die Bewegungsprofile unserer gesamten Kundenbasis ein sehr aussagekräftiges Bild über die Straßensituation in Österreich. Das Besondere an dem System ist, dass die Informationen nicht punktuell gesammelt werden. Vielmehr sind es Richtungs- und Geschwindigkeitsänderungen, die man sich in etwa so vorstellen kann wie die von Bienen- oder Fischschwärmen. Es werden nur Informationen bezogen auf Ort und Zeit für die Berechnung herangezogen. Wenn sich etwa in einer Minute 100 Handys am Knoten Inzersdorf befinden und in der nächsten sind es 130, lässt das einen Rückschluss auf die Verkehrsentwicklung zu.
List: Wie filtert man die Handys aus der Masse heraus, die sich in einem Auto befinden?
Zuba: Wenn sich aktive Handys entlang eines Straßenverlaufs in einer bestimmten Geschwindigkeit bewegen, ist davon auszugehen, dass es sich dabei um die Bewegung von Kraftfahrzeugen handelt. Wenn das System keine Bewegungen in einem bestimmten Teilstück beobachtet, fließt der Verkehr nicht und der Schluss liegt nahe, dass es in diesem Straßenabschnitt einen Stau oder eine Sperre gibt. Das System ist selbstlernend und kann anhand von Analogien und Mustern unterscheiden, ob es sich bei den Bewegungsprofilen entlang der Westbahnstrecke um einen Zug oder um Kraftfahrzeuge handelt.
List: Wie lange arbeitet die mobilkom bereits an diesem Projekt?
Zuba: Wir verwenden solche Informationen schon länger, um den Ausbau unseres Netzes zu planen. Mit dem Pilotprojekt haben wir gezeigt, dass sie so aufbereitet werden können, dass auch andere Services mit ihnen arbeiten können. Für das Aufsetzen des Systems, die Kalibrierung und die Aufbereitung der Daten haben wir etwa vier Monate benötigt.
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