Chips kommen künftig aus Asien
Nach Ansicht des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) wird Deutschland 2008 seinen Spitzenplatz als führender Mikroelektronik-Standort in Europa verteidigen. Jeder zweite Chip aus europäischer Produktion wird hierzulande hergestellt.
Doch für Silicon Saxony, das Zentrum der deutschen Mikroelektronik-Produktion mit 1200 Unternehmen, etwa 44.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von über 6 Milliarden Euro, wächst neue Konkurrenz heran, teilte der VDE mit.
Neue Chipfabriken würden derzeit verstärkt in Asien gebaut, wo günstige Rahmenbedingungen und große Absatzmärkte locken. Während in Asien 74 neue Halbleiterfabriken entstehen sollen, sind in der EU nur fünf in Planung, davon lediglich zwei in Deutschland. Das Gravitationszentrum der Mikroelektronik-Produktion verlagere sich damit nahezu vollständig nach Asien.
Um seine Standortchancen zu nutzen, müssen Deutschland und Europa aus Sicht des VDE die Chipfabriken halten und ausbauen. Wenn die Fabriken abwandern, werde das Design folgen, was schwerwiegende Auswirkungen auf die Produktivität in den starken deutschen Anwendungsbereichen haben könne.
Der VDE fordert daher eine europäische konzertierte Mikroelektronik-Politik. Im Cluster Dresden wurden etwa 2 Milliarden Euro Strukturfondmittel investiert, die zu zirka 10 Milliarden Euro Steuereinnahmen und Sozialabgaben für die öffentliche Hand führten. Bleibe der Innovationsmotor Mikroelektronik auf Touren, wird er nach Meinung des VDE auch die traditionell starken deutschen Anwenderbranchen weiter antreiben.
Der Wettbewerb um Halbleiterfabriken und Innovationen in der Mikroelektronik wird für Deutschland jedoch härter. Nach Angaben des VDE holt insbesondere China in der Elektrotechnik und Mikroelektronik weiter auf. Aber auch Indien wird im Bereich IT und Internet als kommendes asiatisches Schwergewicht angesehen. Ebenso werden Chip-Anbieter in Singapur – hinter Taiwan der Nummer zwei unter den Mikroelektronik-Standorten – mit öffentlichen Mitteln zum Fabrikbau animiert.
“Wir gehen als Europameister in der Mikroelektronik selbstbewusst in die nächste Runde und haben gute Chancen, unseren Titel als Innovationsweltmeister in der Automobilelektronik, Elektro-, Energie-, Medizintechnik und Automation in den nächsten zehn Jahren zu verteidigen”, sagte VDE-Vorstandsvorsitzender Hans Heinz Zimmer.
“In den Mikro- und Nanotechniken werden wir ein gehöriges Wort mitreden. Und Leitinnovationen im Bereich Energieeffizienz und Energietechnik, in der Mikro- und Nanotechnik und in der Medizintechnik sind geradezu Steilvorlagen für Deutschland – wir müssen unsere Torchancen aber auch verwerten.”