Keine Chance für den Linux-Desktop
Trotz des Siegeszuges von Ubuntu sehen die beiden großen Distributoren keine Chance für einen kommerziellen Erfolg eines Linux-Desktops für den Endanwender. Jüngst hat sich das Entwicklerteam von Red Hat geäußert, gegenüber silicon.de erklärt sich nun auch Novells Europachef Volker Smid.
Dennoch: Novell und Red Hat sperren sich nach wie vor gegen die Entwicklung eines Consumer-Linux für den Massenmarkt. Der ehemalige Novell-Chef Jack Messman verfolgte durchaus die Strategie, Microsoft mit einem solchen Windows-ähnlichen Linux anzugreifen. Sein Nachfolger und nun amtierender CEO Ron Hovsepian will davon aber nichts wissen.
“Immer mehr Unternehmen, so zum Beispiel Peugeot, MTU und andere, setzen neben Linux auf dem Server auch Suse Linux Enterprise Desktop ein”, sagte Volker Smid, President und General Manager Novell EMEA, gegenüber silicon.de. “Der Endkundemmarkt braucht allerdings generell länger als der Business-Bereich, um sich zu entwickeln. Eine massenhafte Verbreitung von Linux erwarten wir hier erst in einigen Jahren.” Er verweist auf die Erfahrungen mit dem Open Suse-Projekt: “Das liefert ein Indiz für die zukünftige Verbreitung im privaten Bereich.”
Neben Novell erteilt auch das Entwicklerteam von Red Hat in seinem Unternehmens-Blog allen Plänen für ein Consumer-Linux eine Absage. Die Desktop-Strategie sehe weiterhin vor, eine Linux-Desktop-Version für Unternehmenskunden (weiter) zu entwickeln, Privatkunden seien aber als Zielgruppe unerwünscht. Man wolle eine rein auf Enterprise-Anwender fixierte Firma bleiben.
Man könne beim besten Willen im Markt für Endanwender kein Potential für große Umsätze ausmachen. Man bedaure dies – gerne würde man sich zu direkten Konkurrenten von Microsoft und Apple aufschwingen, aber man müsse vernünftig und damit bei seinen Leisten bleiben. “Als börsennotiertes Unternehmen müssen wir Produkte und Technologien immer unter dem Gesichtspunkt der Profitabilität erzeugen – und bei Desktops ist dies viel härter als mit Servern. Der Desktop-Markt leidet darunter, dass er von einem Anbieter dominiert wird. (…) Der Aufbau eines Geschäftsmodells rund um einen Linux-Desktop ist eine schwierige Sache, und in der Vergangenheit gab es reihenweise Beispiele für gescheiterte Projekte dieser Art.”