Wikipedia kommt ins Bücherregal
Das Bertelsmann Lexikon Institut will sich neue Zielgruppen erschließen und bringt dafür – eigentlich ein Widerspruch in sich – das Online-Nachschlagewerk Wikipedia in gedruckter Form auf den Markt. Das “Wikipedia-Lexikon in einem Band” wird allerdings nur einen Bruchteil der Online verfügbaren Texte umfassen.
In dem Buch werden 50.000 Texte zu finden sein – Online sind es derzeit rund 700.000. Aufgenommen werden jene Themen, die in den Jahren 2007 und 2008 am häufigsten in dem Online-Lexikon aufgerufen wurden. Man werde aber nicht ganze Artikel aus der Online-Ausgabe übernehmen, sondern deren Informationen zusammenfassen. Wie in dem digitalen werden auch in dem gedruckten Wikipedia-Lexikon alle Texte unter einer freien Lizenz stehen und können somit frei verwendet und verbreitet werden.
“Das Wikipedia-Lexikon trägt dazu bei, das Wissen in die Welt zu tragen und nachschlagbar zu machen. In der komprimierten einbändigen Druckausgabe wird es neue Zielgruppen erschließen, die das Wikipedia-Projekt kennenlernen und an ihm partizipieren”, sagte Beate Varnhorn, Verlagsleiterin des Bertelsmann Lexikon Instituts.
Das Nachschlagewerk soll im September dieses Jahres auf den Markt komme und 19,95 Euro kosten. Jeweils ein Euro davon geht an Wikimedia Deutschland. Dort spricht man von einem wichtigen Meilenstein: “Es wird weltweit das erste gedruckte allgemeine Nachschlagewerk auf Basis von Wikimedia-Inhalten sein”, sagte Vorstandsmitglied Mathias Schindler. “Wir sind sehr gespannt auf die Resonanz und hoffen, dass damit all jene widerlegt werden, die gedruckte Lexika in Zeiten des Internets schon abgeschrieben haben.” Im Jahr 2006 wurde schon einmal der Versuch unternommen, eine gedruckte deutsche Wikipedia herauszugeben, der aber schließlich scheiterte.
Arne Klempert, Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland, ist davon überzeugt, dass viele Wikipedia-Autoren stolz darauf sein werden, nun auch Buchautoren zu werden. “Ganz besonders freut uns dabei, dass die Inhalte auch überarbeitet werden, also am Ende verbesserte Wikipedia-Artikel zur Verfügung stehen, die dann auch wieder die Online-Enzyklopädie bereichern können.”