Obwohl Yahoo mit einem Gewinn je Aktie von 11 US-Cent leicht über der Neun-Cent-Prognose vieler Analysten liegt und der Umsatz ohne die Gebühren für Werbung um 14 Prozent auf rund 1,35 Milliarden Dollar zulegte, bleibt offen, ob sich Microsoft davon überzeugen lassen wird, mehr für Yahoo auszugeben. Erst kürzlich hatte der Microsoft-CEO Steve Ballmer angekündigt, dass egal, wie die gut die Zahlen auch immer sein mögen, man von den offerierten 43 Milliarden Dollar nicht abrücken werde.
“Im Moment sehe ich keine Annäherung zwischen den Parteien. Auch ist die Beziehung durch die separaten Gespräche Yahoos zu News Corp und Time Warner eingetrübt. Zudem wertet Microsoft die kolportierten Teilauslagerungen zu Google als Affront. So scheint eine Einigung von der Versüßung des gegenwärtigen Angebots abzuhängen”, unterstreicht Erste-Bank-Analyst Ronald-Peter Stöferle. Die inzwischen von vielen Branchenkennern nicht mehr für ausgeschlossen gehaltene Übernahme Yahoos durch Google hält Stöferle jedoch für wenig realistisch. “Dass Google sich hingegen Yahoo einverleiben könnte und sich damit einen großen Klotz ans Bein binden würde, halte ich für mehr als unwahrscheinlich. Dies wäre sicherlich auch ein kartellrechtliches Problem”, sagt Stöferle weiter. Fachleuten nach dürften sich die Hoffnungen auf ein erhöhtes Übernahmeangebot jedoch zerschlagen haben, sich bis Samstag, dem Ende des Microsoft-Ultimatums, auf eine friedliche Transaktion zu einigen.
Kommt es zu keiner gütlichen Einigung, wollen die Redmonder nicht mehr länger warten und sich direkt an die Yahoo-Aktionäre wenden, um eine feindliche Übernahme zu erzwingen, heißt es. In der unbeeindruckten Haltung Microsofts sehen Analysten einen Grund dafür, dass der Kurs der Yahoo-Aktie an der Wall Street nach anfänglichen Gewinnen um knapp ein Prozent nachgab. Als eine weitere Ursache für die Zurückhaltung der Aktionäre gilt, dass Yahoo selbst seine Prognosen für 2008 nicht erhöht hat und nach wie vor mit Erlösen von 7,2 bis 8 Milliarden Dollar rechnet. Trotz aller Vorbehalte des Yahoo-Managements um Konzernchef Jerry Yang schloss dieser eine Fusion mit dem Google-Widersacher Microsoft nicht grundsätzlich aus. “Wir sind weiter für alles offen, auch für ein Geschäft mit Microsoft”, so Yang nach US-Börsenschluss.
“Die Situation ist nicht ganz einfach, da schließlich zwei völlig verschiedene Mentalitäten aufeinanderprallen. Somit stehen die Zeichen eher auf keine konfliktfreie Einigung mit dem Softwareriesen”, prognostiziert Stöferle. Dieser sieht in der Tatsache, dass Yahoo nicht an seiner im Januar ausgegebenen Umsatzprognose gerüttelt hat, ein Indiz dafür, dass sich der Wert der Firma seither nicht signifikant verändert habe. Unterdessen hat Yahoo-Finanzchef Blake Jorgensen bekräftigt, dass das Angebot noch immer zu niedrig ist. Zugleich gestand der Konzern jedoch eine Schwäche im Werbegeschäft in den Bereichen Finance und Travel ein. Wie das Wall Street Journal berichtet, müsste Microsoft sein Gebot noch weiter auf rund 35 Dollar je Aktie erhöhen, um mit Yahoo ins Geschäft zu kommen. “Dies scheint mir sehr viel zu sein. Obwohl sich das Microsoft leisten könnte, wäre eine derartige Erhöhung sicherlich schwer zu rechtfertigen”, so Stöferele abschließend.
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