McAfee zieht Zwischenbilanz zum Spam-Experiment
Zum 1. April startete Sicherheitsexperte McAfee ein Experiment: Probanden aus zehn Ländern wurden mit neuen E-Mail-Adressen und Notebooks ohne Spamschutz ausgerüstet. Unter ihnen sind Hausfrauen, Beamte, Studierende und Rentner. Ihre Aufgabe: 30 Tage lang Müll sammeln. Nun legte der Sicherheitsspezialist eine Zwischenbilanz vor:
Künstlerin und Mutter Agnieszka, selbst ernannte “Spamherezade” aus Bayern, fiel bislang im Blog nicht nur durch originelle Wortschöpfungen auf, sondern auch durch eine respektable Ausbeute an Spam-Angeboten aller Art. Bis zum “1001sten Spam” war freilich zunächst fleißiges Surfen angesagt. In Single-Foren tummelte sie sich ebenso wie in offensichtlich unseriösen Gewinnspielen. Dass man im Internet eine Aufenthaltserlaubnis für die USA gewinnen kann, dürfte Auswanderungswillige erfreuen. Agnieszka surfte munter weiter und wurde belohnt dafür, so auch bei der Verlosung eines Audi A5. Zwar sahnte sie hier nur den Trostpreis ab, eine Nilkreuzfahrt, doch wird diese wohl ebenso virtuell bleiben wie die vielen anderen Versprechungen des real existierenden Spam-Kapitalismus im Web.
Softwareentwickler Andreas hat sich noch nicht so viel Spam, aber dafür interessante Phishing-Offerten geangelt. So wird er in einem der verzweifelt um Seriosität bemühten Anschreiben für ein lukratives Millionengeschäft am Weltfinanzplatz Hongkong um seine Expertise gebeten. Einen Teil der Geschäftssumme will der Hilfesuchende dem frischgebackenen Geschäftspartner gleich ausbezahlen. Ein feiner Zug, findet Andreas und willigt gleich ein, doch auf die Antwort – und das Geld – wartet er noch. Den Rest seiner Mailbox nehmen Newsletter in Anspruch und das von Seiten, auf denen er sich nie angemeldet hat. Immerhin funktioniert bei den meisten der Link zum Abmelden. Oder holt er sich damit nur neuen Spam?
Für Student Dominik war es zu Beginn des Spam-Experiments schon eine Umstellung, sein ansonsten eher defensives Surf-Verhalten zu ändern. Aber wenn man sich erst einmal überwunden hat, geht es ganz gut, meint er, und inzwischen sieht er das Ganze sehr sportlich. Zur Halbzeit hat er immerhin die Anzahl von 350 Spam-Mails überschritten und liegt damit im soliden Mittelfeld, auch wenn er selbst nicht ganz mit sich zufrieden ist. So nimmt er sich die australischen Teilnehmer als Vorbild und sucht weiterhin nach einem “dicken” Spam-Verteiler. Für die nächsten Tage hat er sich vorgenommen, mehr mit den Spam-Absendern zu kommunizieren. Er fängt gleich mit dem Lottogewinn an und ist schon sehr gespannt, ob er mit den versprochenen 1,5 Millionen bald den Rest seines Studiums finanzieren kann.