Freenet kauft Debitel
Der Telekommunikationskonzern Freenet kauft den Konkurrenten Debitel und steigt damit zum drittgrößten deutschen Mobilfunkriesen nach T-Mobile und Vodafone D2 auf. Wie Freenet in der Nacht auf heute, Montag, bekannt gab, wurde die Gegenwehr von Großaktionären United Internet und Drillisch abgeschmettert.
Noch wenige Stunden vor der Entscheidung hatte United-Internet-Chef Ralph Dommermuth, der selbst an einer Freenet-Übernahme interessiert ist, ein Angebot über 16 Euro je Aktie gemacht, sofern sich Freenet-Chef Eckhard Spoerr gegen den Kauf Debitels entscheiden würde. Die nun beschlossene Transaktion sieht vor, dass der Finanzinvestor Permira, dem Debitel gehört, neuer Großaktionär Freenets wird. Permira erhält nun 32 Millionen neue Freenet-Aktien aus einer Kapitalerhöhung und stockt seine Beteiligung auf damit 24,99 Prozent auf.
“Die Übernahme Debitels durch Freenet macht Sinn, schließlich passen beide Unternehmen sehr gut zusammen und ergänzen sich optimal. Kostenseitig rechne ich hierbei mit Synergien in Höhe von 50 Millionen Euro”, erläutert Sal.-Oppenheim-Analyst Frank Rothauge. Obwohl das Kartellamt den Plänen noch zustimmen muss und Debitel mit einer Schuldenlast von rund 1,14 Millarden Euro übernommen wird, ist vorgesehen, dass Freenet Permira 132,5 Millionen Euro als festverzinsliches Verkäuferdarlehen leiht. Ersten Erkenntnissen nach hatte Dommermuth in einem offenen Brief an Spoerr versucht, den Deal noch in letzter Minute zu kippen. Darin soll es geheißen haben, dass acht institutionelle Freenet-Aktionäre Interesse bekundet hätten, ihre Anteile an United Internet veräußern zu wollen. Diese Anleger hielten 32,6 Prozent an Freenet.
“Zusammen mit den von uns und von der DrillischAG gehaltenen Aktien wären dies über 58 Prozent des Grundkapitals der Freenet AG”, hieß es in dem Schreiben. Trotz der beendeten Spekulationen reagierten die Börsianer enttäuscht auf den Deal. Im Montagshandel verlor die Freenet-Aktie zunächst fast 11 Prozent. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (11:35 Uhr) notiert das Papier zwar leicht erholt, aber noch immer mit 3,97 Prozent im Minus bei 10,91 Euro. Experten sehen in dem finalisierten Geschäft alle “Übernahmespekulationen für Freenet dahin”. Zudem sei der Deal als eine “reine Abwehrmaßnahme” zu verstehen, die einen negativen Beigeschmack hinterlässt, zitiert die ARD einen Händler. “Viele Aktionäre hätten eine Übernahme durch United Internet bevorzugt. Insofern hat das Freenet-Management zuwider der Aktionärsinteressen gehandelt”, unterstreicht Rothauge.
Die Zustimmung des Aufsichtsrats zum Debitel-Kauf ist ein herber Rückschlag für United Internet. Der Konzern wollte das Unternehmen zusammen mit Drillisch unter sich aufteilen. “Die Abgabe eines Übernahmeangebots würde selbstverständlich voraussetzen, dass die Debitel-Transaktion nicht durchgeführt wird”, schrieb Dommermuth am Sonntag. Trotz der geplatzten Übernahme gibt sich Dommermuth jedoch nicht geschlagen. Insidern nach soll der United-Internet-Chef nach wie vor ein Auge auf die zum Verkauf stehende DSL-Sparte Freenets geworfen haben. Analysten sehen diesen Verkauf als unumgänglich, da Freenet den Kauf Debitels sonst kaum realistisch stemmen können wird, heißt es. “Ich glaube schon, dass man sich zumindest bei dem DSL-Spartenverkauf mit United Internet einigen wird. So würde sich Herr Spoerr von vielen Schwierigkeiten frei machen können”, so Rothauge abschließend.