Der Hightech-Handschuh dient der Steuerung von ‘Wearable Computers’, also Computersystemen, die während der Verwendung am Körper getragen werden. Sie kommen beispielsweise bei den US-Streitkräften im Irak zum Einsatz. Bisher schränkt die Notwendigkeit von Tastatur oder Maus als Eingabegerät die Nutzung solcher Systeme ein. Das soll sich nun ändern. Der als ‘Handwear Computer Input Device’ (HCID) bezeichnete Handschuh dient dabei unter anderem als Maus-Ersatz.
Der Hightech-Handschuh nutzt diverse Sensoren für verschiedene Funktionen. Mit Buttons in den Fingern kann etwa schnell auf Funksysteme zugegriffen oder der Darstellungsmodus des Helm-Displays eines tragbaren Computersystems umgeschaltet werden. Eine ‘Anywhere Mouse’ im Bereich des Mittelfingers nutzt Drucksensoren, die als Trackpad dienen. “Wenn ein Soldat gegen die Seite seiner Waffe, eine Wand, oder eine andere harte Oberfläche drückt und seinen Finger bewegt, kann er Dinge auf dem Display bewegen”, beschreibt Forrest Liau, Präsident und Mitgründer von RallyPoint. Beschleunigungsmesser wiederum dienen dazu, Hand-Arm-Gesten zu interpretieren und beispielsweise als Text-Kommandos an andere Soldaten weiterzuleiten. Das HCID ermöglicht damit laut RallyPoint das Steuern von Bodendrohnen in kampfbereiter Körperhaltung und Eingaben ins Computersystem mit der Waffe in der Hand. Die gesamte Elektronik sei so in das Gewebe eingearbeitet, dass das HCID wie ein normaler Soldatenhandschuh aussieht und sich auch so anfühlt.
Normalerweise könne es für Soldaten mit umfangreicher Ausrüstung schwer sein, elektronische Kontrollsysteme zu finden und zu verwenden, so Liau. “Wir wollten ein Gerät schaffen, das alle nötigen Komponenten in einer kampfbereiten Weise verbindet”, beschreibt er die Motivation hinter dem HCID. Das leichtgewichtige System erntet Lob von Thad Starner vom Georgia Institute of Technology (Georgia Tech). Meist würde bei Technologien für Soldaten zu viel auf einmal gemacht, so der Computerwissenschaftler. Das tragbare Computersystem ‘Land Warrior’ der US Army etwa sei ein “Overkill an Features”.
Das Konzept des sensorbestückten Eingabehandschuhs ist nicht völlig neu, berichtet Technology Review und verweist auf die Forschungsarbeit von Wissenschaftlern am Massachusetts Institute of Technology, der University of Toronto und dem Georgia Tech, ebenso wie auf Bemühungen von Microsoft und Sony. Die meisten Prototypen “arbeiten nicht zuverlässig und sind nicht robust genug”, meint allerdings der Computerwissenschaftler Gerd Kortuem von der Lancaster University. RallyPoint habe es durch den Fokus auf den militärischen Bereich geschafft, etwas Praktisches zu entwickeln. Der Prototyp wird am US Army Soldier Systems Center getestet.
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