Inder profitieren vom US-Wirtschaftsabschwung
Die US-Bankenkrise zieht nach wie vor große Kreise. In den USA könnte sich der Abschwung sogar zu einer Art Depression auswachsen. Der steigende Kostendruck ist möglicherweise ein zusätzlicher Anreiz für Unternehmen, ihre IT auf den indischen Subkontinent zu verlagern. Andere haben diesen Schritt mit guten Gründen bereits getan.
Indiens Metropolen sind voller Menschen, kleinen Taxis, so genannten Tuk-Tuks und Kühen, die den Verkehr behindern. Sämtliche europäische Vergleiche und Maßstäbe verblassen angesichts dessen, was sich dort Tag für Tag in den Straßen abspielt.
Dennoch bringt dieses Land Jahr für Jahr eine große Zahl gut ausgebildeter Hochschulabsolventen hervor, die in der Lage sind, ihre Arbeitskraft bei etablierten Serviceprovidern weitaus günstiger zur Verfügung zu stellen als ihre westlichen Kollegen.
“Nordamerika und Europa waren bislang die Treiber des wachsenden IT-Offshoring-Marktes in Indien und das Land wird auch weiterhin zentraler Bestandteil aller Offshoring-Erwägungen bleiben”, so TJ Singh, Research Direktor beim Marktforschungsinstitut Gartner. Dabei zeichnen sich indische Anbieter laut Gartner durch Größe und hohe Qualität aus. Ein weiterer Standortvorteil ist die indische Bildungspolitik. Die Unternehmen haben Zugriff auf junge Talente, die in anderen Regionen der Welt Mangelware sind.
Der Abschwung in den USA mag für die westlichen Märkte schlecht sein, Anbietern in Niedriglohnländern spielt er bereits in die Hände. Ein Beispiel hierfür gibt der indische IT-Service-Provider Satyam Computer Services, der vor wenigen Tagen die Zahlen für 2008 vorgestellt hat und damit zum ersten Mal die magische Umsatzmarke von 2 Milliarden Dollar erreicht hat. Satyam-Konkurrenten wie Tata Consultancy Services (TCS), Wipro oder Infosys spielen bereits in dieser Liga. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies für Satyam ein Wachstum von knapp 40 Prozent.
Wie der Satyam-Chairman Ramalinga Raju erklärte, könnte sein Unternehmen von der schwierigen wirtschaftlichen Lage über neue Aufträge profitieren. “Der Abschwung in den USA ist ein großes Thema, das die gesamte Welt gespannt beobachtet”, so Raju. Es sei jedoch schwierig, die Auswirkungen im Einzelnen vorherzusagen.
Und obwohl eine US-Krise indischen Anbietern möglicherweise neue Aufträge bereiten kann, arbeitet Satyam mit Hochdruck daran, aus der Abhängigkeit des US-Marktes herauszukommen. Satyam will sich global aufstellen, um künftig Risiken besser abfedern zu können. Noch vor einem Jahr stammten etwa 64 Prozent der Umsätze aus den USA, im jüngsten Geschäftsjahr waren es nur noch 61 Prozent. Etwa 21 Prozent der Umsätze stammen aus Europa, wobei hier Großbritannien mit etwa 11 Prozent den Löwenanteil ausmacht. Nun will Satyam lokale Präsenzen weiter ausbauen. Denn damit ist das Unternehmen in der Lage, auch kleinere Verträge abzuschließen und auf diese Weise den Markt zu vergrößern.