Ohne die Generation 50+ läuft in Zukunft nichts!
Bei unserer Diskussion zum Thema Fachkräftemangel kristallisiert sich immer deutlicher heraus: Der Mangel an qualifiziertem IT-Personal ist auch Symptom eines Generationenkonflikts. Doch die Abkehr von den Alten kann verhängnisvolle Folgen haben, mahnen Marktbeobachter.
Geschäftsführer R.T. klagt beispielsweise über erfahrene IT-Berater, deren letztes “Gehalt in utopischen Regionen” lag, über unmotivierte Bewerber die keine Lust haben, “zwei Mal pro Woche zu einem Kunden zu fahren” oder aber über eine zu starke Spezialisierung der Kandidaten. “Und da sind dann die Uniabsolventen der einfache Ausweg.”
Ähnlich äußerte sich Firmenmanager H., der nach eigenen Angaben zwar die “Mischung von erfahren und jung-dynamisch” liebt, aber dennoch sagt: “Wir sind dazu übergegangen, Studenten von der Uni oder FH bei uns als Werkstudenten oder Aushilfen anzustellen und die über diese Tätigkeit an die Aufgaben heranzuführen und kennenzulernen. Es ist ohne Frage mit Belastungen des eigenen Personals verbunden, aber jeder neue Mitarbeiter, den wir über diese Art und Weise gewonnen haben, hat sich als Bereicherung erwiesen.”
Vordergründig ist es vor allem die Frage des Gehalts, bei der auf beiden Seiten – Arbeitgeber und Bewerber – die Fronten verhärtet sind. Doch der Streit über Qualifikation und angemessene Entlohnung ist oft nur ein Scheingefecht.
“Ich bin der Auffassung, dass derzeit der Fachkräftemangel weniger ein Problem des faktischen Mangels an vorhandener Kompetenz ist, sondern dieser vielmehr an mangelnder unternehmerischer Flexibilität liegt, sich mit den Individuen der potenziellen Bewerber auseinanderzusetzen”, schreibt Leser L.P. und hat damit einen wunden Punkt getroffen. “Gibt es denn in Unternehmen nicht mehr die Probezeit, in der sich alle Beteiligten aufeinander einstellen und auch bewähren können, von der Erfahrung im Umgang mit unternehmensspezifischen Besonderheiten ganz zu schweigen?”
Einen ständigen, generationenübergreifenden Erfahrungsaustausch fordern auch die Analysten von Gartner in der Studie ‘Managing the Multi-Generational Workforce’. Um Personal- und Wissenslücken vorzubeugen, müssten Unternehmen frühzeitig Nachwuchs suchen – und diesen mit Hilfe der Erfahrungen der älteren Generation in das Firmengefüge einbinden. ‘Multi-Generation Talent Pipeline’ nennen das die Experten. Voraussetzung ist natürlich, dass das Firmenmanagement im Laufe der Jahre überhaupt bewährte Mitarbeiter an das Unternehmen gebunden hat.