Interview: Was kommt nach dem Power6?

Vor gut einem Jahr hat IBM hat den Chip ‘Power6’ vorgestellt. Der Dual-Core-Prozessor ist nach IBM-Angaben bei gleichem Stromverbrauch zweimal schneller als das Vorgängermodel. silicon.de sprach mit Ralf Fischer, weltweiter Entwicklungsleiter für den Power6, über den Chip und die Trends der Halbleiterentwicklung.

Für Cell und BlueGene ist dabei charakteristisch, dass eine sehr große Software-Investition nötig ist, um aus solchen neuen Architekturen auch performante Systeme zu machen. Der Schlüssel zum Erfolg in der Zukunft wird es also sein, die Software-Entwickler auf dieser Reise mitzunehmen und auch die Kunden mit an Bord zu haben. Denn die wollen von uns keine Benchmark-Weltrekorde sehen, sondern komplette Architekturen, in denen die Systemleistung der Hardware auch in der Software abgebildet wird.

silicon.de: Fujitsu-Siemens-CTO Joseph Reger will alle wesentlichen Betriebssysteme, die Fujitsu Siemens nutzt, auf eine x86-Basis stellen. Auch die BS2000-Mainframes – können Sie, der mit IBM eine ganz andere Strategie verfolgt, diesen Schritt nachvollziehen?

Ralf Fischer: Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass ein Unternehmen nicht so stark in Basistechnologien investieren kann oder will, wie wir es die letzten Jahre getan haben. Es ist dann natürlich auch nur konsequent, Commodity-Technologien wie x86 zu benutzen. Technisch gesehen verliere ich dadurch aber jegliche Differenzierung. Zudem kann ich auch keine Neuerungen oder Optimierungen mehr machen, die den gesamten Stack, inklusive Hardware, betreffen.

Es ist uns mit Hilfe unserer Power- und Mainframe-Prozessoren gelungen, uns deutlich von der Konkurrenz im generellen, speziell aber auch von den Commodities abzusetzen. Und das betrifft sämtliche Attribute eines modernen Servers von der Performance, über die Verfügbarkeit, die Zuverlässigkeit, Virtualisierungsmöglichkeiten bis hin zur Einführung neuer ‘Customer Values’ wie beispielsweise der dezimalen Gleitkommaeinheit auf dem Power6 und der Z10.

silicon.de: Der US-Marktforscher In-Stat veröffentlichte im Februar eine Studie, nach der IBM das Prozessor-Geschäft in den kommenden zehn Jahren aufgeben könnte – aufgrund hoher Herstellungskosten, des zunehmenden Wettbewerbs und sich ändernder Geschäftsmodelle. Was meinen Sie dazu?

Ralf Fischer: Das ist eine Studie, die ich hier nicht kommentieren möchte. Fakt ist, dass das Geschäftsmodell von IBM fundamental auf den drei Säulen Systeme, Software und Services steht. Fakt ist auch, dass unsere eigenen Prozessoren für Power und Mainframes wichtige Komponenten für unser System-Geschäft sind. Das zusammen mit den vorher erwähnten technischen Vorteilen ist der Grund, warum wir weiterhin in unsere Halbleiterentwicklung und unsere Proessorentwicklung investieren.

silicon.de: Sie haben sechs Jahre am Power6 gearbeitet – sitzen Sie nun am ‘Power7’ – oder einem anderen Projekt?

Ralf Fischer: Ich habe schon während der Power6-Entwicklung parallel die Entwicklung des Prozessors für unser Mainframe-System Z10 geleitet und habe mich inzwischen komplett auf Mainframe-Prozessoren fokussiert.

Die nächsten Prozessorgenerationen von IBM für Power und auch Mainframes werden die Transformation unserer Server weg von der klassischen Rechnerarchitektur hin zu Multi- und Many-Core-Architekturen beginnen – ohne dabei die Software-Entwickler und unsere Kunden zu verlieren.