Durch möglichst lokale Verbindungen können die Transferraten beim Filesharing deutlich verbessert werden, so die Forscher – bei guten Netzwerkbedingungen im Mittel auf etwa das Dreifache. Ähnliche Ansätze werden auch in anderen Projekten verfolgt, denn effizienteres Filesharing liegt auch im Interesse der Provider (ISPs).
“Der P2P-Verkehr macht nach manchen Untersuchungen 70 Prozent des Internetverkehrs aus”, erklärt Kalman Graffi vom Multimedia Communications Lab (KOM) der Technischen Universität Darmstadt. Dass Ono Vorteile bringt, sei denkbar. “Durch die geographische Nähe können die Reaktionszeiten für den Datenaustausch verbessert werden”, vermutet Graffi. Dieser Ansatz sei zwar naheliegend, aber trotz IP-Adressen nicht trivial, betonen die Aqualabs-Wissenschaftler. “Jeder Computer mag eine Adresse haben, doch die sagt nicht aus, ob sich der Computer in der Nähe befindet”, erklärt Ono-Mitentwickler David Choffnes.
Die direkte Ermittlung von Distanzen wiederum sei für die Praxis zu zeit- und kostenaufwendig, so die Aqualabs-Forscher. Ihr Ansatz geht daher davon aus, dass Computer, die innerhalb eines CDNs an den gleichen Server umgeleitet werden, auch physisch benachbart sein dürften. Also nutzt Ono entsprechende Informationen aus CDNs, um geeignete, möglichst nahe Peer-Computer fürs Filesharing zu ermitteln. Den Northwestern-Forschern nach könnten Downloadraten dadurch bei schlechten Netzwerk-Bedingungen um beinahe ein Drittel verbessert werden. Steht ausreichend Bandbreite zur Verfügung, werde sogar eine durchschnittliche Steigerung von 207 Prozent erreicht.
Auch andere Ansätze versuchen, P2P-Netzwerke durch Nutzung möglichst naher Peers zu optimieren. ” Grundsätzlich ist die Nutzung von Lokationsinformationen gerade für ISPs nützlich, um Transit-Gebühren einzusparen”, erklärt KOM-Computerwissenschaftler Nicolas Liebau. Ein Projekt, das genau das ermöglichen soll, ist “Proactive network Provider Participation for P2P” (P4P). Bei diesem arbeiten große Provider mit P2P-Betreibern zusammen. P2P-Verbindungen sollen anhand von Informationen über die Netzwerktopologie optimiert werden, die von den Providern gestellt wird. “Die Idee von P4P ist interessant”, meint dazu Graffi. Allerdings sei fraglich, ob Provider wirklich interessiert seien, derartige Informationen freizugeben und ob P2P-Nutzer sie dann auch verwenden würden. Ein weiterer, schon etwas älterer Ansatz ist das “Global Network Positioning”. “Das Ziel ist, eine Art neue Weltkarte zu erstellen”, beschreibt Graffi. Aus dieser könnten Netzwerkdistanzen leicht ermittelt werden.
Ein weiterer Ansatz ist das EU-Projekt SmoothIT, an dem das KOM beteiligt ist. “Wir versuchen, geringere Kosten für ISPs und verbesserte Qualität für Nutzer zu verbinden”, betont Liebau. “Mittels ökonomischem Verkehrsmanagement in Overlay-basierten Applikationen werden den Nutzern Anreize gegeben, sich so zu verhalten, wie es ihr ISP gerne hätte”, umreißt er die Idee. Konkret könnten P2P-Nutzer also durch ihre Provider motiviert werden, bevorzugt Peers aus dem jeweils eigenen Netz des ISPs zu nutzen.
Das Open-Source-Tool Ono ist seit März 2007 für den BitTorrent-Client Azureus verfügbar und hat laut Aqualabs inzwischen mehr als 150.000 Nutzer. Die Forscher haben nunmehr auch Ressourcen veröffentlicht, damit Entwickler die Peer-Auswahl von Ono auch in anderen P2P-Anwendungen nutzen können. “Desto mehr User wir haben, umso besser funktioniert das System – also machen wir die Verbreitung leicht”, so Ono-Mitentwickler Fabián Bustamante.
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