Warum IBM an Lenovo verkauft hat
Eine scheinbar zweitrangige Meldung über eine neue Forschungsinitiative IBMs in Indien könnte der Schlüssel für die Frage sein, warum IBM die PC-Sparte verkauft hat und welche langfristigen Motive hinter dieser Entscheidung standen.
IBM will in einem Labor in Indien eine groß angelegte Initiative für mobile Web Services starten. Damit füllt Big Blue eine Aussage mit Leben, die schon bei dem Verkauf vor rund drei Jahren die Runde machte: “Der PC ist nur ein mögliches von einer Vielzahl verschiedener Client-Geräte.”
In Zeiten von Online-Storage, Google Docs und anderen Web-basierten Services klingt diese Aussage nicht mehr wirklich revolutionär. Vor drei Jahren aber sah die Welt noch anders aus. Der IT-Konzern IBM hat also ein weiteres Mal seine visionäre Kraft unter Beweis gestellt.
“Diese Web Services sind dafür ausgelegt, den PC als das primäre Geschäfts- und Kommunikationsinstrument abzulösen oder zumindest seine Bedeutung drastisch zu reduzieren”, erklärt Rüdiger Spieß, Analyst beim Beratungshaus IDC. IBM habe sich mit diesem Schritt aus der ‘Abhängigkeit’ von Microsoft Windows heraus begeben. Spieß sieht darin ein Zeichen dafür, dass “die eigentliche PC-Ära sich dem Ende zuneigt”.
IBMs Ausstieg lässt sich aber auch noch anders begründen: “Immer da wo sich Geschäftsbereiche zur Commodity werden oder wo Produkte mit hauchdünner Marge in großer Stückzahl verkauft werden, da ist die IBM nicht zu Hause”, so IBM-Sprecher Hans-Jürgen Rehm. Die IBM sehe sich vor allem da, wo spezielle Lösungen mit technischem Tiefgang gefragt sind. Beispiel für diese Strategie ist die Druckersparte, die IBM vor etwa zwei Jahren in ein Joint Venture auslagerte, oder auch der Rückzug bei Bildschirmen.
Heute, so glaubt Spieß, kommen die echten Innovationen in erster Linie aus dem mobilen Segment. IBM bringt seine ganze Erfahrung aus der Virtualisierung von Hardware ein, um nicht wieder in eine Abhängigkeit à la Microsoft/Intel zu fallen.