Motorola hadert mit Handy-Abspaltung
Der Milliardär und Großindustrielle Carl Icahn hat seine Beteiligung am angeschlagenen Telekomausrüster Motorola von 6,4 auf 7,6 Prozent aufgestockt. Wie der bereits seit Monaten mit Verlusten kämpfende Konzern am Mittwoch bekannt gab, seien auch die Rechtsstreitigkeiten mit Icahn vom April beigelegt worden.
So hatte der umstrittene Investor zwei Sitze im Verwaltungsrat gefordert und das Management des Unternehmens angesichts der Aktienkursfahrt scharf kritisiert. Ob sich Icahn aufgrund interner Umstrukturierungen zu der aktuellen Anteilserhöhung entschieden hat, bleibt für viele Analysten hingegen fraglich. Sicher ist, dass die von Icahn geforderte Aufspaltung Motorolas in Form einer Ausgliederung der Handy-Sparte weiter vorangetrieben wird.
“Kommt Motorola der Forderung nach einer Auslagerung der Mobiltelefonsparte nach, dann heißt das noch längst nicht, dass sich daraus ein nachhaltiger buchhalterischer Effekt erzielen lässt. Um langfristig konkurrenzfähig bleiben zu können, bedarf es zumindest weitergehender Konsolidierungen”, verdeutlicht UniCredit-Analyst Roland Pitz. Dem Experten nach müsste sich Motorola bereits im Vorhinein darüber Gedanken machen, mit wem diese dann eigenständig börsennotierte Gesellschaft kooperieren würde. “Wenn man als Unternehmen etwas in dieser Art plant, sollte man sich am Beispiel von Nokia Siemens Networks orientieren”, sagt Pitz. Schließlich reiche der im Zuge einer Abspaltung erhöhte Freiheitsgrad für die eigene Mannschaft und Motivation nicht aus, um profitabel zu werden.
Nachdem das Unternehmen Anfang Februar dieses Jahres laut darüber nachgedacht hat, eine Abspaltung in Betracht zu ziehen, soll Icahn sowohl in die Umsetzung der Pläne als auch in die Suche nach einem Chef für die künftig eigenständige Gesellschaft mit einbezogen werden. Ersten Erkenntnissen nach hat der indische Großkonzern Videocon Interesse an einem Kauf der Handy-Sparte bekundet. Ob selbst ein mögliches Zustandekommen dieses Deals die eingeleiteten Stellenstreichungen im beabsichtigten Ausmaß von weiteren 2600 Arbeitsplätzen aufhalten können wird, hält Pitz unterdessen für “nicht kategorisch ausgeschlossen”.
Der Aktionärsdruck, mittel- bis langfristig ein tragfähiges Sanierungskonzept auszuarbeiten und auch umzusetzen, wächst unterdessen weiter. “Hier gibt es viele Wege, damit Prozesse verschlankt und optimiert werden können. Entlassungen sind nur ein Mittel”, sagt Pitz. Eine effizientere Gestaltung der Geschäftsabläufe scheint Analysten zufolge auch dringend nötig. So verbuchte Motorola 2007 einen Umsatz von 36,6 Milliarden Dollar – 2006 lag dieser noch bei 42,84 Milliarden Dollar. Während der Gewinn je Aktie im Vorjahr noch bei 1,5 Dollar lag, wurde 2007 ein Verlust von 2 US-Cent je Anteilsschein erwirtschaftet. Zudem verschmälerte sich der Umsatz in der Handy-Sparte um ein sattes Drittel. Nach einem operativen Gewinn von 2,7 Milliarden Dollar musste Motorola Ende 2007 einen Verlust von 1,2 Milliarden Dollar hinnehmen. Hoffnungsträger sind neben Handys auch TV-Set-Top-Boxen sowie Breitbandnetze und Kommunikationstechnik für Unternehmen.