Macht eHealth wirklich gesünder?
Was malen Kinder, wenn sie den Arztkoffer vom Onkel Doktor malen? Ein Stethoskop, Verbandszeug, einen Gummihammer und eine Spritze müssen mindestens drin sein. Was in der Vorstellungswelt der Kleinen noch keinen Platz hat, sind elektronische Geräte.
Auf dem Operationstisch kann der Arzt auf großen Displays stets alle Werte ablesen. Eine Kamera hält jeden Schritt des Operateurs fest, um im Falle von Komplikationen eventuell Fehler nachweisen zu können. Zudem kann er sich Dokumente auf den Schirm holen oder über ein Kommunikationssystem schnell mit anderen Experten in Kontakt treten, wenn er an die Grenzen seines Fachwissens stößt.
Nach der Behandlung dokumentiert das Pflegepersonal auf einem Palmtop wer wann wo den Patienten auf die Station gebracht hat. Gleichzeitig wird ein frisches Bett für den Patienten angefordert. Der Pfleger, der für den Bettentransport zuständig ist, erhält die benötigten Informationen ebenfalls auf einen Palmtop.
Neben der technischen Herausforderung ist die neu geschaffene Situation auch für Ärzte und Pfleger nicht immer von Vorteil. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt etwa erklärte die AFH-Betriebsrätin Inge Kreffter: “Pflegekräfte befürchten, dass sie aufgrund des Personalmangels und der Computerisierung der Pflege nicht mehr den Ansprüchen an Versorgungsstandards und Menschlichkeit genügen können.”
Und so haben Mediziner an die unterstützende IT besondere Ansprüche. Die abgebildeten Prozesse müssen Arzt oder Pfleger Aufgaben abnehmen und nicht neue schaffen. Wenn sich aber beispielsweise bei einer Visite über Multiple Choice der bürokratische Aufwand senken lässt, dann könnte letztlich auch der Patient in den Genuss von mehr Aufmerksamkeit seitens des Pflegepersonals kommen, was dem Heilungsprozess sicherlich nicht abträglich ist.
Der Klinikbetreiber hat aber den Hauptfokus in dem ambitionierten Forschungs- und Entwicklungsprojekt auf die “Sicherstellung einer medienbruchfreien, interoperablen Kommunikation zwischen allen Leistungsteilnehmern im Gesundheitssystem” gelegt. Ziel sind also keine Insellösungen, sondern eine möglichst umfassende Lösung. Für Asklepios bedeutet in diesem Fall die Standardisierung nicht nur auf ‘Standard-IT-Equipment’ zu setzen, sondern auch die IT-Infrastruktur der gesamten Gruppe soll auf eine einheitliche Plattform gebracht werden.
Bislang hatte jede der 95 Kliniken, Rehabilitationszentren und Hospitäler, die in Deutschland, Europa und den USA der Asklepios-Gruppe einen jährlichen Umsatz von rund 2,3 Milliarden Euro bescheren, eine eigene IT-Abteilung, mit eigenen Anwendungen und Ressourcen. Daher war der Zugriff auf Informationen zwischen einzelnen Häusern oft problematisch. Im Rahmen des Programms ‘OneIT’ soll nun diese Fragmentierung auch zwischen den einzelnen Niederlassungen aufgehoben werden. “In diesem Bereich sind auch die größten Kosteneinsparungen zu verzeichnen”, erklärt Marion Mohrmann, Pressesprecherin Asklepios-Gruppe.
“Wenn es um effiziente Infrastrukturen der IT geht, hinkt die Gesundheitswirtschaft der Industrie um Jahre hinterher. Klinik-IT ist meist für den einzelnen Standort konzipiert und über die Jahre gewachsen”, so Uwe Pöttgen, Leiter Zentrale Dienste IT von Asklepios. Das Ergebnis sind heterogene Systeme, dezentrale Strukturen und zahlreiche Dateninseln.
Diese Ansicht teilen auch Analysten wie Jonathan Edwards, Analyst und eHealth-Experte beim Marktforschungsinstitut Gartner. “Nach wie vor gibt es große Herausforderungen im Bereich Healthcare. Die Betreiber stehen unter großen Druck, Kosten zu senken und für die Hersteller stellt sich die Frage, wie sie am besten ihre eigenen Technologien durchsetzen können.”