Virtueller Superrechner verbindet 60.000 Prozessoren

Das Ergebnis ist eine Art virtueller Superrechner. Eine seiner Aufgaben wird nach dem Start des Large Hadron Colliders (LHC) am Kernforschungsinstitut CERN die Verarbeitung der LHC-Datenmassen umfassen.

“In vielen Bereichen wie etwa der Bioinformatik existieren Daten und Datenzentren global verteilt”, beschreibt Berlich. Um die Rechenressourcen effizienter nutzen zu können, sind sie via Internet verbunden. “Darüber liegen Strukturen zur Authentifizierung und zur Autorisierung von Nutzern”, meint Berlich. Die EGEE-Middleware verhindert so den unbefugten Zugriff auf die Rechenressourcen des Grids. Das immer gegebene Risiko des Datendiebstahls im Internet könne sie allerdings nicht gänzlich eliminieren, so Berlich. Die gebündelte Leistungsfähigkeit der Standorte in 48 Ländern auch außerhalb Europas steht den rund 8000 Nutzern rund um die Uhr zur Verfügung. Ein automatischer “Resource Broker” übernimmt dabei die Zuweisung von Rechenleistung an die einzelnen Anfragen, um Lasten zu verteilen und Ressourcen möglichst optimal zu nutzen – bei aktuell über 150.000 Anfragen pro Tag.

Die Rechenleistung des Grids möchte Berlich nicht in Relation jener des Supercomputers JUGENE am Forschungszentrum (FZ) Jülich stellen, der ebenfalls über 60.000 Prozessoren nutzt. “Das kann nicht wirklich sinnvoll verglichen werden”, begründet der Grid-Experte. Für die üblichen Rechen-Jobs im Grid würden nur einige Hundert bis wenige Tausend CPUs genutzt. In Projekten gäbe es oft Berechnungen an mehreren Standorten, die jeweils die lokal vorhandenen Ressourcen von Grid-Partnern nutzen und nur fallweise Daten miteinander austauschen müssen. Bei solchen Aufgaben könne das Grid optimal genutzt werden. Für hochparallele Aufgaben mit ständiger, intensiver Kommunikation zwischen den Rechenknoten dagegen wäre ein entsprechend starker, einzelner Supercomputer geeigneter.

Eine spezielle Anwendung von EGEE wird die Datenauswertung für den LHC sein, der im Sommer dieses Jahres in Vollbetrieb gehen soll. Die Beschleuniger-Experimente zur Elementarteilchenphysik werden voraussichtlich mehr als 15 Petabyte an Daten pro Jahr liefern. Die Bewältigung der Datenmassen via Grid biete in diesem Fall auch den Vorteil, dass die vielen internationalen LHC-Projektpartner zumindest im Bereich der Rechenressourcen lokal investieren könnten, meint Berlich. Das EGEE-Projekt wurde bereits 2004 gestartet und geht nach zwei erfolgreichen Zwei-Jahres-Phasen nun in die dritte derartige Periode. Dabei wird auch mit anderen Grid-Initiativen kooperiert. Unter anderem werde daran gearbeitet, die Middleware von EGEE mit der UNICORE-Middleware kompatibel zu machen, so Berlich.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Alle Prozesse im Blick: IT-Service Management bei der Haspa

Wo es früher auf Buchhalter, Schreiber und Boten ankam, geht es heute vor allem um…

14 Stunden ago

Wie generative KI das Geschäft rund um den Black Friday verändert

Mit KI-Technologien lässt sich das Einkaufserlebnis personalisieren und der Service optimieren, sagt Gastautor Gabriel Frasconi…

15 Stunden ago

Banken und Versicherer sind KI-Großabnehmer

Ein Großteil der weltweiten KI-Gelder fließt in den Finanzsektor. 2023 wurden in der Branche 87…

1 Tag ago

Siemens legt 10 Milliarden Dollar für Software-Spezialisten auf den Tisch

Die Übernahme des US-amerikanischen Anbieters Altair Engineering soll die Position im Markt für Computational Science…

2 Tagen ago

Standortübergreifender KI-Einsatz im OP-Saal

Ein deutsch-französisches Projekt hat hybride Operationssäle entwickelt, die durch 5G-Netz und KI neue Anwendungen ermöglichen.

2 Tagen ago

OT-Security braucht zunächst Asset-Transparenz

Unternehmen wissen oft nicht, welche Geräte in der Produktion eine IP-Adresse haben, warnt Peter Machat…

5 Tagen ago