Doch laut EMEA-Chairman Dr. Steve Garnett auf der Hausmesse seines Unternehmens Dreamforce diese Woche in London gegenüber silicon.de ist Walldorf “zu arrogant”, dieses Angebot anzunehmen. Damit verpasst die SAP eventuell den On-Demand-Zug.
Denn eines ist sicher: SaaS ist die Zukunft der Software-Industrie. Die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass bis in fünf Jahren wenigstens 25 Prozent aller in Unternehmen eingesetzter Software als Services genutzt wird. Gerade junge Unternehmen greifen gerne zu den übers Internet gelieferten Miet-Anwendungen. Konservative Mittelständler aber tun sich eher schwer mit der modernen On-Demand-Welt.
Viele konservative Mittelständler werden sich demnächst in Berlin zur Sapphire treffen. Überschattet wird die Hausmesse des Walldorfers Softwarerriesens von der Verzögerung bei Business ByDesign, der großen SaaS-Hoffnung von SAP. Damit sollte sich sowohl vom On-Demand- als auch vom Mittelstandskuchen ein gehöriges Stück abgeschnitten werden. 1000 neue Kunden waren für die Mittelstandslösung über das Internet in diesem Jahr eingeplant. Noch zur CeBIT zeigten sich SAP-Europachef für Großkunden, Ferri Abolhassan, und den SAP Deutschland Mittelstandschef Andreas Naunin im Gespräch mit silicon.de sehr zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen. Doch danach sieht es mittlerweile gar nicht mehr aus. Ende April wurden Verzögerungen bei der Produkteinführung bekannt. Viele Pilotkunden sollen eine Unzahl an Problemen gemeldet haben. Das für 2010 avisierte Umsatzziel von einer Milliarde Dollar wird sich nur mehr schwer einhalten lassen.
Ein Unternehmen verdienst bereits eine Milliarde Dollar im Jahr mit On Demand: CRM-Spezialist Salesforce.com. Dessen CEO Marc Benioff reagierte nun auf die Verzögerungen bei SAP. In London gab er zu Protokoll, dass er sowohl Henning Kagermann als auch Hasso Plattner den Vorschlag unterbreitet hat, Business ByDesign über die force.com-Plattform anzubieten. Force.com ist eine sogenannter Platform-as-a-Service (PaaS). Unternehmen sind damit in der Lage, Business-Applikation on-Demand zu entwickelt und zu integrieren. Gegen Gebühr an salesforce.com, versteht sich. Europachefin Armstrong erklärte gegenüber silicon.de, dass die Einnahmen durch force.com die durch das salesforce-CRM überschreiten werden. “Demnächst wird der Großteil unserer Umsätze durch force.com erwirtschaftet werden”, so Armstrong. Eine explizite Aufsplittung der Einnahmen wollte sie aber nicht vornehmen.
Anstatt eine eigene On-Demand-Technologie zu bauen, könnte Walldorf die ausgereifte und erprobte salesforce.com-Technik nutzen. “Aber dafür ist die SAP zu arrogant”, kommentierte EMEA-Chairman Garnett. “SAP ist wie Microsoft vor ein paar Jahren. Erinnern Sie sich, wie Ballmer angekündigt hat, Google platt zu machen? Das wurde wohl nichts”, sagte Garnett gegenüber silicon.de. “SAP wird es in Bezug auf uns gehen wie Microsoft in Bezug auf Google. Denn SAP bedient in erster Linie die ‘old economy’. Wir dagegen sind die Zukunft.” Moderne Unternehmen und moderne CIOs hätten kein Problem mit SaaS oder Outsourcing. Nur Anhänger der “old economy” hätten ihre Server noch gerne selbst im Keller stehen.
Allerdings handelt es sich bei dem vermeintlichen Angebot von salesforce.com an SAP um eines mit einer gehörigen Portion Chuzpe: SAP ist weltweiter Marktführer in Sachen CRM, salesforce.com ein großer Herausforderer. Eine Kooperation der Konkurrenten wäre zunächst ein Gewinn für das ungleich kleinere amerikanische Unternehmen.
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Arroganz? Fehlanzeige!
Die ablehnende Haltung von SAP gegenüber der force.com Plattform hat wohl kaum etwas mit Arroganz zu tun, sondern viel mehr mit mangelnder Fuktionalität and Ausgereiftheit dieser Plattform. Salesforce.com bietet nur einen sehr kleinen Ausschnitt dessen an, was man als Business Software bezeichnet. Vom kompletten Funktionsumfang einer ERP Suite ist Salesforce.com Welten entfernt. Die neue Mittelstandssoftware von SAP soll meinem Verständis nach eine komplette ERP Software als einen Service anbieten. Die dazu benötigte Plattform ist daher deutlich umfangreicher, als force.com. Es ist wohl eher so, das sich salesforce.com durch SAP bedroht sieht, da die SAP in ihren Bereich einbricht. Diese Angst ist sicher berechtigt...
Voll daneben.
Der Vorschlag von Salesforce.com das SAP sein Business ByDesign auf die Force.com Plattform transferieren soll, war ein eine Provokation von Benioff gegenüber Hasso Plattner bei einer Podiumsdiskussion in Palo Alto im Valley. Es war weder von Benioff ernst gemeint, noch wurde dies als ernstgemeinter Vorschlag vom dortigen Publikum aufgenommen. Wer auch nur einen kleinen Schimmer von Business Software hat, weiss das Salesforce momentan nicht mehr als ein erweitertes Address buch mit Sales Force Automation Funktionen ist und rein gar nichts mit einem vollintegrierten Finanzsystem oder Unternehmensdurchgängigen Processen wie Order2C, Manufacture2Order, Engineer2Order etc. zu tun hat. Schade nur das scheinbar die Autoren hier solche Sachen einfach blind aufgreifen. Übrigens sind solche Stichelein insbesondere in den USA in der IT Branche recht üblich, also meisst noch nicht mal wert, dass man sie liest.
Zustimmung
Ich bin zwar kein SAP-groupy aber dennoch sehr froh diese beiden Richtigstellungen zu lesen. Wenn man den Artikel "blank" und ohne tiefere Kenntnisse liest könnte man wirklich glauben das wäre ein sinnvolles und ernstgemeinte Angebot gewesen.
SAP ist nicht der bester CRM-(on-demand)Anbieter
Das soll mir einmal einer beweisen. Computerwoche schrieb im Artikel: "Sie haben 2500 Entwickler, 2100 Schnittstellen und doch keinen Erfolg bei den Kunden", stichelte Benioff zurück. Der Salesforce.com verwies auf einen Deal mit dem Chemie-Riesen DuPont, den Salesforce.com gegen SAP gewonnen habe. Das habe an dem schlechten CRM-on-Demand von SAP gelegen, räumte Plattner ein, und daran dass Salesforce.com eine bessere Software aufgeboten habe. "Können Sie das wiederholen, die Zuhörer in den hinteren Reihen haben das nicht gehört", feixte Benioff unter dem Gelächter des Publikums." Zitat Ende. Was hat also Herr Plattner eingeräumt? SAP ist führender Anbieter im Bereich ERP, aber nicht CRM. Sogar den Bereich Business Intelligence haben sie zukaufen müssen, weil sie eben in diesem Bereich auch nicht die beste Lösung vorzuweisen hatten. Und mit führender Anbieter ist natürlich nicht der Marktanteil gemeint, sondern die beste Lösung. Und auf die beste Lösung (in diesem Fall on-demand) kommt es wohl an oder? Und die hat nicht SAP (sowohl CRM als auch CRM on-demand).