Deutscher IPTV-Markt braucht Nachhilfe
Obwohl IPTV, Internetfernsehen, als Zukunftsmarkt gilt und in Politik und Wirtschaft entsprechend betont wird, ist der deutsche IPTV-Mart verschwindend klein. Ganz anders in den USA und Hongkong. Die Beratungsfirma Deloitte Consulting hat jetzt die Gründe dafür untersucht und Tipps für Deutschland zusammengetragen.
So sei etwa die Infrastruktur in Hongkong “nahezu perfekt”. Schon heute werden 66 Prozent der Einwohner über ein Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetz (1000 Mbit/s) erreicht, binnen Jahresfrist soll die Zahl auf 90 Prozent steigen. Auch in Frankreich, Europas führendem IPTV-Markt, ist die Infrastruktur weit fortgeschritten, auch ländliche Gebiete werden hier zunehmend erreicht.
Neben der Infrastruktur sind vor allem die Inhalte entscheidend. In Deutschland ist den Betreibern bislang keine wirkliche Differenzierung zu den konkurrierenden Plattformen gelungen. In Hongkong hingegen steht den Nutzern ein individuell gestaltbares Angebot mit teilweise exklusiven Inhalten zur Verfügung. Auch in Frankreich, wo Kabel- und Satellitenfernsehen kaum verbreitet sind, ist IPTV mit umfangreichen Inhalten eine attraktive Alternative zur Terrestrik.
Darüber hinaus überzeugen IPTV-Betreiber ihre Kunden mit Services und interaktiven Angeboten. Besonders gut gelingt dies in den USA, wo gerade Video-on-Demand oder Bild-in-Bild-Funktion (gleichzeitiges Fernsehen und Surfen) die fehlende inhaltliche Differenzierung wirksam kompensieren. Auch in Hongkong locken interaktive, programmbegleitende Services wie Live-Wetten oder abrufbare Statistiken. In Italien werden vor allem Spiele vom Publikum gut angenommen, in Spanien wiederum begeistern Services wie Banking, Instant Messaging oder Music-on-Demand.
In den USA allerdings dauern den Beratern die Auftragsbearbeitung und -ausführung noch deutlich zu lange. Andererseits sei die Mehrheit mit dem Kundenservice zufrieden. Hongkong kann in fast allen Bereichen als vorbildlich gelten und in Frankreich hat sich die Servicequalität in den letzten Jahren stark verbessert. In Italien ist die Situation uneinheitlich: Einerseits sind die Systeme sehr benutzerfreundlich und ihre Installation kostenlos, andererseits aber gibt es bei der Auftragsbearbeitung und -ausführung durchaus Optimierungspotenziale. In Spanien sind es die beliebten Zusatzdienste, die die Benutzerfreundlichkeit einschränken, zudem ist die audiovisuelle Qualität nicht konsistent. Dafür sind die Verbraucher mehrheitlich mit dem umfassenden Kundenservice zufrieden.
“Natürlich kommt es im IPTV-Markt stark auf die Position konkurrierender Plattformen an – in Deutschland sind diese stärker als in vielen Referenzmärkten. Jedoch zeigt unser Vergleich, dass erfolgreiche IPTV-Anbieter sich über Pricing, Marketing und vor allem über Services und Inhalte differenzieren können”, resümierte Klaus Böhm.