Polizei-Notruf wird Youtube-Kult
Die Mannheimer Polizei kämpft derzeit mit den ungeahnten Folgen eines Notrufs. Der Anruf war mitgeschnitten und veröffentlicht worden – und machte eine 42-jährige Frau zum Internet-Star. Ganz klar, ein Fall für den Datenschutz.
In dem Notruf beschwert sich eine Bürgerin sehr temperamentvoll und ausfallend in Mannheimer Mundart über ihren Nachbarn, der zu laut Musik hört. Dabei ist die Passage, bei ihr “sinn die deller vonn de Wend gfloge!” noch harmlos.
Die Ankündigung, sie ginge gleich rüber zu ihrem Nachbarn und “haue ihm eine in sein … Maul rein” wird vom Polizisten am anderen Ende der Leitung nur mit einem “Kein Problem. Ja.” zur Kenntnis genommen. Auch die Mutmaßung des Polizisten, die Frau habe ihr Gebiss nicht im Mund, sorgt in der Youtube-Gemeinde für Lachkrämpfe. Innerhalb weniger Tage wurde der Mitschnitt rund 200.000 Mal abgerufen.
Die 42-Jährige ist von ihrem Kult-Status nicht begeistert: “Der Rummel geht mir auf die Nerven”, wird sie von Medien zitiert. Eine Freundin habe sie vor drei Wochen auf den Mitschnitt aufmerksam gemacht.
Der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Peter Zimmermann, ermittelt nun, wie der Mitschnitt ins Internet gelangen konnte. Denn natürlich haben Aufzeichnungen eingehender Notrufe in der Öffentlichkeit nichts zu suchen.
Nach Auskunft der Mannheimer Polizei wurden die Mitschnitte von Notrufen auf CDs sechs bis acht Wochen gespeichert und dann überschrieben, so dass sich jemand während dieser Zeit eine Kopie der “komischen Sequenz” gezogen haben muss. Geprüft werde, wer für die Veröffentlichung verantwortlich ist und wie die Aufnahme ins Internet kam. “Wir haben uns außerdem bei der Frau entschuldigt”, sagte der Polizeisprecher.