Interview: Die Zukunft des Supercomputers
silicon.de sprach mit Dr. Thomas Schoenemeyer, Leiter HPC Presales bei NEC Deutschland, über die Zukunft der Supercomputerforschung. Zweimal im Jahr treffen sich auf dem Teraflop Workshop Forscher des Hochleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS), NEC und andere Größen aus der Supercomputing-Forschung um die Möglichkeiten von Hochleistungsrechnern zu diskutieren.
silicon.de: Welche Simulationen sind mit dem neuen NEC SX-9 möglich? Welche Projekte laufen europaweit derzeit mit dem NEC SX-8?
Schoenemeyer: Der NEC SX-8 wird heute in 16 europäischen Zentren eingesetzt, die hauptsächlich auf den Gebieten Wettervorhersage, Klimaforschung, Luft- und Raumfahrt, Seismik, Strömungssimulation und Materialwissenschaften arbeiten. Das größte Spektrum an Anwendungen findet man am HLRS in Stuttgart, aber auch in der Molekulardynamik, Astrophysik, Medizin und in, wie bereits erwähnt, gekoppelten Anwendungen. Hier spielt zunehmend die Realisierung architekturübergreifender Simulationen eine wichtige Rolle.
Der Nachfolger SX-9 wurde bereits von fünf Zentren, darunter auch Neukunden, bestellt. Neben der deutlichen Leistungszunahme gegenüber der SX-8 schätzen die Kunden die problemlose Portierung der Codes auf die neue Plattform, da sich an Architektur und Betriebssystem nichts Grundsätzliches geändert hat. Hingegen haben sich Platz- und Stromverbrauch erheblich verringert.
silicon.de: Was konnten Sie vom letzten ‘Teraflop Workbench’ in Stuttgart an Erfahrungen mitnehmen? Seit wann arbeiten Sie mit dem HLRS zusammen?
Schoenemeyer: Dieses Projekt ist eine echte Erfolgsgeschichte. Nutzer sowie Mitarbeiter von NEC und dem HLRS arbeiten gemeinsam an der Weiterentwicklung der Anwendungen, so dass eine optimale Ausnutzung der vorhandenen SX-8-Architektur gegeben ist. Mit der Zusammenarbeit wurde 2004 begonnen, und sie wird auch in Zukunft weitergeführt.
Ziel war es, Anwendungen aus allen Forschungsbereichen an der Universität Stuttgart so zu optimieren, dass Simulationen ermöglicht wurden, die auf anderen Systemen in dieser Form nicht durchführbar sind. Häufig spielt der Zeitfaktor hierbei eine entscheidende Rolle. Verringert sich die Laufzeit einer Simulation von einem Monat auf nur wenige Tage, werden sich die Resultate am Ende des Projektes deutlich unterscheiden. Mit dem extrem leistungsstarken Prozessor der neuen SX-9-Reihe bieten wir den Anwendern einen weiteren enormen Leistungssprung: Denn immerhin steigt die Spitzenleistung auf einer einzelnen CPU von 16 Gflops auf über 100 Gflops.
silicon.de: Das HLRS hat nächstes oder übernächstes Jahr vor, neue Rechner anzuschaffen. Haben Sie schon Pläne für diese Umsetzung und welche Rechenleistung ist angedacht?
Schoenemeyer: Zunächst werden die derzeit eingesetzten NEC SX-8-Systeme durch die neuen NEC SX-9-Systeme ergänzt. Die theoretische Spitzenleistung eines NEC SX-9-Systems übertrifft die eines NEC SX-8 um mehr als das 12-fache. Dadurch steht den jetzigen Nutzern bald ein deutliches Leistungsplus zur Verfügung. Gleichzeitig wird das gemeinsame Teraflop-Workbench-Projekt mit dem HLRS weitergeführt, und neben der Performanceoptimierung von Applikationen treten hybride Anwendungen und auch systemseitige Softwarelösungen in den Vordergrund.