Deutsche zu dumm für Smartphones?
Smartphones werden nur zum Versenden und Empfangen von SMS benutzt. Sie sind in Deutschland zwar sehr weit verbreitet, aber ihre Funktionsvielfalt wird unterschätzt oder ignoriert. Hersteller und Anbieter unterstellen zu Unrecht, dass die vielen Nutzer, die es in Deutschland gibt, alle komplexen Dienste nutzen.
Die Verbreitung von Smartphones ist in Deutschland so hoch wie nirgendwo sonst auf der Welt. Mehr als 40 Prozent der Mobilfunknutzer besitzen ein solches Gerät, in anderen Ländern sind es gerade einmal 12 Prozent, schreibt die Zeitschrift Die Bank in ihrer Ausgabe vom Juni 2008 unter Bezug auf eine Studie des Marktforschers TNS Infratest GmbH.
Das klingt zwar gut, hat aber einen Pferdefuß. Denn was die Deutschen mit den kleinen Alleskönnern anstellen, ist bestenfalls konventionell. “Nur eine einzige Anwendung wird auch tatsächlich flächendeckend genutzt: Die gute alte SMS, die somit für einen großen Teil der mobilen Datenumsätze bei den Netzbetreibern sorgt und schon auf den Handys der ersten Generation verfügbar war”, sagte Robert A. Wieland, Geschäftsführer der TNS Infratest GmbH, die die Studie durchgeführt hat.
Wer also vermutet, dass die hohe Marktdurchdringung mit Smartphones auch ein enormes Geschäftsvolumen für Content- und Datendienste nach sich zieht, liegt falsch. Gerade einmal 14 Prozent der Bundesbürger senden oder empfangen E-Mails via Mobiltelefon. Ins Internet gehen immerhin 20 Prozent über ihr Handy. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während etwa jede zwölfte Frau mobil E-Mails versendet und jede achte via Handy ins Internet geht, sind es bei den Männern jeder fünfte (E-Mails) und jeder vierte (Internet). Hinsichtlich der SMS-Nutzung gibt es mit einer Quote von 93 Prozent im Übrigen keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Die bereits im dritten Jahr durchgeführte Studie “Global Technology Insights 2007-08” untersucht das Nutzerverhalten und das Interesse an mobilen Inhalten auf dem Handy in weltweit 29 Ländern. Als Smartphones wurden Handys definiert, die neben einem Internetzugang mindestens zwei Anwendungen aus E-Mail-Funktionalität, PDA-Funktion, drahtloser Datenübertragung (WLAN), Microsoft-Office-Kompatibilität und Touchscreen aufweisen.
Aber auch wenn es in diesem Jahr noch nicht so gut für den Überall-Computer mit Telefonfunktion aussieht, ist die Branche optimistisch: Der kommerzielle Erfolg des iPhones zeige, dass mit zunehmendem Angebot auch attraktive Dienstleistungen mit entsprechenden Umsätzen entstehen werden. Als Beispiel wurde in dem Bericht Location Based Services genannt. Demnach würde sich jeder vierte Nutzer in Deutschland für ortsgebundenen Dienstleistungen rund um das Thema GPS interessieren. Dies gelte vor allem für Personen mit hohem Haushaltseinkommen und hohem durchschnittlichen Erlös pro Kunde.