Bitte möglichst billig – die Tricks der Arbeitgeber
In Zeiten des Fachkräftemangels ist es kein Wunder, dass freiberufliche IT-Experten wieder höhere Stundensätze verlangen. Doch können sie diese beim Auftraggeber auch durchsetzen? Nicht unbedingt, wie unsere Recherchen gezeigt haben.
Hinzu kommt eine Preismatrix, mit der eine Deckelung der gezahlten Gehälter erreicht werden soll. Das heißt für bestimmte Berufsgruppen – zum Beispiel Senior oder Junior Berater – gibt es eine Obergrenze. “Da diese Spielregeln im Markt bekannt sind, werden auch nur Leute angeboten, die mir ihren Gehaltsforderungen im Rahmen dieser Grenzen liegen”, sagt Ulrich.
Gleichzeitig spricht er von “Augenwischerei”, da diese Vorgaben von den Fachbereichen oft umgangen werden. So wird argumentiert, dass ein bestimmtes Projekt zum Scheitern verurteilt ist, wenn nicht eine bestimmte Person ins Team geholt wird. Der Wunschkandidat wird einfach in die höhere Kategorie der Matrix eingestuft, so wird gegenüber dem Controlling der Schein gewahrt. Das Grundprinzip ist klar: “Projekte von hoher Wichtigkeit werden um jeden Preis durchgesetzt, weniger dringliche werden vernachlässigt.”
Um Kosten zu sparen setzen viele Projektanbieter auch auf die Reduzierung der Prozesskosten, vor allem durch Automatisierung. Zum Beispiel wenn es darum geht, die Profile der beschäftigten Freiberufler – inklusive potentieller Kandidaten – zu verwalten. Nicht zu vergessen die Abrechnungen. Die Industrialisierung macht durchaus Sinn, denn es gibt große Unternehmen in Deutschland, die sich laut Ulrich bei Bedarf schon mal 300 Freelancer und mehr leisten. Namentlich genannt werden solche Firmen übrigens nicht gerne – vermutlich deshalb, weil es sich um dieselben Unternehmen handelt, die in der Vergangenheit vor allen durch Entlassungswellen für Schlagzeilen gesorgt haben.