Business Intelligence durchdringt das Internet

Business Intelligence (BI) bezeichnet Verfahren zur systematischen Analyse von Unternehmensdaten. Welche Hürden es dabei aktuell – und vor allem in Zukunft zu meistern gilt, hat silicon.de mit dem General Manager Deutschland von BI-Marktführer SAS, Wolf Lichtenstein, besprochen.

silicon.de: Real Time Analytics ist momentan State of the Art in Sachen Business Intelligence. Oder sollte es zumindest sein. Lassen Sie uns darüber sprechen, was man von BI in der Zukunft erwarten kann. SAS hat kürzlich erst Teragram übernommen, ein auf Natural Language Processing (NLP) spezialisiertes Unternehmen. Ist NLP die Zukunft von BI?

Lichtenstein: Nicht nur, aber auch. In Unternehmen gibt es gewaltige Datenmengen: Die Aufnahme von Daten ist exponentiell gewachsen. Diese Datenmengen bieten Chancen, Kundenerlebnisse individueller zu gestalten, Produkte kundennäher zu entwickeln, Services zu verbessern und Prozesse zu optimieren. Diese Einsicht ist nicht neu. Was neu ist, sind die Mittel, um über diese Datenmengen sinnvolle analytische Aussagen zu treffen. Dabei müssen auch die neu hinzugekommenen Online-Kanäle integriert werden. Wenn ich online bin, will ich auch online eine Reaktion. Und zwar in der Art eines Dialogs mit einem Menschen und nicht mit einer Maschine. Das zeigt mir, dass ich individuell wahrgenommen werde.

silicon.de: Und dafür benötigen Sie die Sprach-Prozession?

Lichtenstein: Ja. Daten aus den verschiedenen Kommunikationskanälen liegen nicht immer strukturiert vor. Meist sind sie unstrukturiert und in der Form, wie Anwender eben im Internet kommunizieren. Es geht darum, diese unstrukturierten Daten mit strukturierten Daten zu vereinen und gesamtheitlich auszuwerten. Mit den gewonnenen Erkenntnissen lassen sich dann entsprechend individuelle Kundenerlebnisse erzeugen. Das sehen wir als einen wesentlichen, konsumentennahen Punkt.

Daneben gibt es den planerischen Aspekt: Wir müssen auf die Schnelllebigkeit von Daten reagieren und auf dieser Basis Aussagen über die Zukunft treffen. Wir müssen Szenarien entwickeln, damit wir auf Business-Ereignisse vorbereitet sind und Handlungen anbieten können. Auch das halte ich für einen künftig strategisch wichtigen Aspekt von BI.

silicon.de: Wie wollen Sie bei SAS auf diese Herausforderungen reagieren? Werden Sie neben dem Predictive Modelling und Ihrem Forecast Server weitere spezielle Produkte in den Markt einführen?

Lichtenstein: Ja, wir werden sicherlich weitere Produkte entwickeln und anbieten, abhängig von unterschiedlichen Fragestellungen. Zum Beispiel SAS Sustainability Management, gerade in London neu vorgestellt. Mit dieser Lösung können Firmen ökonomische, soziale und ökologische Ziele in Einklang bringen – leider passiert das in Unternehmen heute noch viel zu selten. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite – und das ist die große Strategie von SAS – bauen wir fachliche Lösungen, in die Business-Analytics eingebettet sind, z.B. Lösungen für die Betrugserkennung oder Kundenstorno-Prophylaxe. Es wird aber auch immer Mathematiker geben, die an BI “pur” herantreten und den Forecast Server oder ähnliche Produkte kaufen.