Dabei wird ausgenutzt, dass jedes Bluetooth-Gerät eine eindeutige MAC-Adresse (Media Access Control) hat und aufgrund der MAC-Signale eines Geräts dessen Bewegung verfolgt werden kann. Die aktuelle Verkehrslage gibt dadurch Aufschluss über voraussichtliche Reisezeiten – eine Information, die auch direkt via Bluetooth abgerufen werden könnte. Auch für andere Anwendungen wie die langfristige Verkehrsplanung seien wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, so die Forscher.
Das System nutzt Detektoren an Verkehrsknotenpunkten, um die MAC-Signale von Bluetooth-Geräten aufzufangen und zu speichern. Gemeinsam mit den Angaben zur Geräte-ID an weiteren Beobachtungspunkten kann ausgewertet werden, wie schnell sich das Gerät beziehungsweise dessen Besitzer bewegt hat.
Dafür, dass dem System genügend Messungen für eine zuverlässige Auswertung der Verkehrssituation und zur Abschätzung von Reisezeiten zur Verfügung stehen, setzen die Forscher auf die große Verbreitung der Bluetooth-Geräte. Drahtlose Kopfhörer für Handys können ebenso Daten liefern wie kabellose Tastaturen und generell Bluetooth-vernetzte mobile Geräte wie PDAs oder Laptops.
“Wir haben den Prototyp mit serienmäßiger Hardware entwickelt”, sagte INDOT-Ingenieur Jason S. Wasson. Bei einem Feldtest des Systems in der Umgebung von Indianapolis seien 1,2 Prozent des Verkehrs registriert worden. “Das ist wichtig, denn demnach haben wir im Prinzip jedes hundertste Fahrzeug verfolgt”, so Darcy Bullock, Professor für Bauingenieurwesen an der Purdue University. Damit sei die gewonnene Reisezeit-Information akkurat und aktuell. Eine verbesserte Antennenaufstellung dürfte aber noch bessere Ergebnisse liefern, so Bullock.
Das System liefert sowohl Daten über motorisierte Verkehrsteilnehmer als auch über Fußgänger. Als Beispiele werden der tägliche Pendlerverkehr und Warteschlangen etwa bei Flughafen-Sicherheitskontrollen genannt. “Das ist unglaublich wertvolle Information, die für viele Zwecke genutzt werden könnte”, meinte Bullock.
Neben der Echtzeitinformation für Reisende sei beispielsweise eine bessere Ampelsteuerung oder eine optimierte Planung von Baustellenzonen vorstellbar. “Das System liefert quantitatives 24-Stunden-Feedback über den Verkehrsfluss, eine Information, die wir für Design- und Betriebsentscheidungen nutzen können”, sagte Wasson.
Eine Forschungsarbeit zum System wird in der Juni-Ausgabe des ITE Journal veröffentlicht. Dort gehen die Forscher nach eigenen Angaben auch auf Datenschutzfragen ein, was absolut notwendig erscheint.
“Rein rechtlich wäre die Argumentation sicherlich, dass es sich bei der Geräte-ID nicht um ein personenbezogenes Datum handelt”, sagte dazu Frank Pallas vom Fachgebiet Informatik und Gesellschaft der TU Berlin. Wie auch bei RFID bestehe aber das Risiko, dass nachträglich eine Zuordnung zu einer Person erfolge. “Bluetooth-Geräte sind typischerweise ‘Personal Devices’ und man kann davon ausgehen, dass immer dieselbe Person anwesend ist, wenn eine bestimmte Device-ID ‘anwesend’ ist”, so Pallas.
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