Wiener Linux-Projekt gescheitert
Die Stadt Wien hatte sich für einen sanften Umstieg auf Linux entschieden. Anders als in München dürfen hier die einzelnen Abteilungen selbst entscheiden, ob sie Linux oder Microsoft wollen. Dieses Konzept kann aber inzwischen als gescheitert gelten.
Den Grund für das schnelle Einknicken in dieser Frage sei möglicherweise auch noch auf einer anderen Ebene zu suchen. Laut der Grünen-Politikerin habe Microsoft “massives Lobbying” betrieben. Allerdings will die Landtagsabgeordnete Microsoft keine illegalen Praktiken vorwerfen.
Nun müsse eine neue, breite politische Debatte über das Wiener Linux-Projekt geführt werden, an deren Ende die SPÖ eine klare Entscheidung über die Zukunft der Migration treffen müsse, fordert Ringler. Die sieht in dem gescheiterten Projekt nicht nur eine verpasste Chance, Lizenzkosten zu sparen, sondern auch ein verpasster Impulse für die ortsansässige ITK-Industrie.
Aus den Kreisen der SPÖ scheint anzuklingen, dass man in dieser Frage wenig Diskussionsbedarf sehe. “Wienux ist nicht weg vom Fenster. Die Stadt Wien setzt seit 20 Jahren Open-Source-Software ein und wird das auch weiterhin tun”, erklärte etwa der SPÖ-Gemeinderat Siegfried Lindenmayr gegenüber dem ORF. Man werde den Linux-Client in der Magistratsabteilung 14 (automationsunterstützte Datenverarbeitung, Informations- und Kommunikationstechnologie), kurz MA14, weiter entwickeln und auch weiter anbieten, erklärte er. Eine strategische Neuausrichtung gebe es nicht.
“Die Rechner werden rückmigriert, allerdings nicht auf Vista, sondern auf XP. Wir kaufen zwar Vista-Lizenzen, machen aber dann den Downgrade”, erklärt Erwin Gillich, Senatsrat und Dienststellenleiter MA14. Für den IT-Verantwortlichen der Stadt ist dieser Schritt “sehr schade”. Doch sei nicht alles mit der Emulation Wine zum Laufen zu bringen gewesen. Dabei war auch das Timing unglücklich. Denn mit der Software soll eine politisch stark gewollte so genannte Sprachstanderhebung zügig durgeführt werden.
Aber auch Gillich zweifelt an der Freiwilligkeit des Projektes und er ist überzeugt, dass es “ohne Vorgaben nicht gehen wird”. Als Dienstleister könne er Linux lediglich anbieten. Daher wünsche auch er sich eine politische Grundsatzentscheidung, denn der überwiegende Teil der 20.000 Verwaltungsrechner ist auf Windows 2000 und dieser müsse migriert werden. Die rund 90 Euro, die jede Abteilung pro Arbeitsplatz und Jahr mit dem Einsatz von Linux spart, ist dabei offensichtlich nicht genug.