“Das Web 3.0 ist eine Antwortmaschine”
“Das Web 3.0 ist das Web 2.0 plus semantische Technologien.” Das sagte Professor Wolfgang Wahlster diese Woche in Dresden. Beim Web 3.0 gehe es nicht mehr um die Suche nach Informationen, sondern um die Beantwortung konkreter Fragen.
Wahlster ist Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Die Aussage traf er auf dem 3. Dresdner Zukunftsforum.
Die aktuellen Suchlösungen seien limitiert. So könne nur nach Stichworten gesucht werden, der Kontext einer Anfrage werde nicht berücksichtigt. Eine Suche nach komplexen Dokumenten sei nicht möglich. Zudem werde das Deep Web nicht durchsucht.
Mit dem Web 3.0 verwandeln sich die Suchmaschinen dagegen in Antwortmaschinen, so Wahlster. Möglich machten das neuen Techniken wie OWL (Web Ontology Language). Während HTML die Form einer Webseite beschreibe und XML deren Struktur kennzeichne, stelle OWL die Inhalte dar. Es gehe jetzt darum, die Objekte aller Webseiten mit OWL-Notationen zu versehen. “Es gibt bereits große Unternehmen, die hier Pionierarbeit leisten.”
Wahlster setzt zudem auf die Mitarbeit der Privatanwender. Lädt ein Anwender etwa derzeit Fotos seines Golf-Kurses auf die Web-2.0-Seite Flickr, kann er die Fotos mit ‘Tags’ klassifizieren und so für andere Nutzer auffindbar machen – zum Beispiel mit dem Tag ‘Golf’. Klickt ein anderer Flickr-Anwender jedoch später auf dieses Tag, werden ihm ganz verschiedene Inhalte angeboten: Fotos von Autos, des Persischen Golfs oder des Golf-Kurses.
Dieses Web-2.0-Dilemma will Wahlster ausräumen, indem so genannte Ontologien (Begriffssysteme) in die Web-3.0-Seiten eingebunden werden. Lädt ein Anwender dann Fotos seines Golf-Kurses in Flickr, wird ihm eine Dialogbox angezeigt – mit der Frage: ‘Welchen Golf meinen Sie?’, und Antworten zum Anklicken, etwa ‘Sportart’, ‘Auto’, ‘Urlaub’. So werden die Objekte einer Webseite mit Informationen zu den Inhalten angereichert.
Laut Wahlster ist das Web 3.0 zudem durch “semantische Zugriffsdienste” gekennzeichnet, die er auch als “automatische Mashups” bezeichnete. Damit ist gemeint, dass viele semantische Anwendungen kombiniert werden, um eine komplexe Frage zu beantworten oder einen Service anzubieten.
So könne ein Autofahrer unterwegs den Internet-fähigen Bord-Computer fragen: “Wo gibt es das günstigste Benzin?” Im Hintergrund arbeiten dann GPS und eine Software für die semantische Informationsverarbeitung zusammen, um die Webseiten der Tankstellen in der Umgebung abzufragen, den besten Preis zu ermitteln und den Weg zur Tankstelle anzuzeigen.
Eine andere Web-3.0-Lösung: Ein Handy-Nutzer sieht auf der Straße ein Kino-Plakat. Er fotografiert das Plakat und fragt die Web-3.0-Anwendung: “Wo und wann kommt der Film?” Die Antwort wird in Sekundenschnelle geliefert, zudem wird der Weg zum nächstgelegenen Kino angezeigt.