Google macht Politik in Berlin
Der US-Suchkonzern hat Ende Mai in bester Berliner Lage ein Büro eröffnet. Die neue Adresse ist die Unterkunft von Googles Cheflobbyistin Annette Kroeber-Riel. Mit silicon.de sprach sie über ihre tägliche Arbeit und ihre Ziele.
silicon.de: Nichtsdestotrotz werden Sie auch bei Ihren Gesprächen mit Politikern immer wieder auf Vorbehalte treffen. Bei welchen Themenbereichen sind die Verhandlungen am Schwierigsten?
Kroeber-Riel: Ich würde nicht so weit gehen, von “Verhandlungen” zu sprechen. Im politischen Diskurs gibt es immer wieder Punkte, an denen die Gesprächspartner kontrovers argumentieren – genauso wie es Situationen der Annäherung, der Kompromisse, der Verständnisse, der Gemeinsamkeiten gibt. Das gehört zu einer demokratischen Meinungsbildung einfach dazu – und stärkt sie.
silicon.de: Berlin dürfte für Sie auch wegen des öffentlichen Dienstes interessant sein – wollen Sie hier mit Alternativen zu Microsoft Office wie beispielsweise Spreadsheets punkten?
Kroeber-Riel: Wir sind sehr daran interessiert, für offene Standards zu werben. Das ist keine Frage von Konkurrenz, Punktsiegen oder Etappen-Erfolgen, sondern eine Frage der grundsätzlichen Unternehmenskultur – und die ist bei uns maßgeblich geprägt durch offene Plattformen, die besonders förderlich für Innovationen und letztlich den Verbraucher sind.
silicon.de: Googles Hauptstadtbüro ist schlichter als man es von Google-Niederlassungen gewohnt ist – warum ist gerade das Hauptstadtbüro das kleinste und am wenigsten extravagante in Deutschland?
Kroeber-Riel: Die Größe unserer Büros ist generell natürlich nicht in Abhängigkeit von Bedeutung oder Relevanz der dort bewältigten Aufgaben zu sehen. So haben wir unser erstes Büro in Deutschland im Jahr 2001 in Hamburg eröffnet – mit einem einzigen Mitarbeiter! Im Laufe der Jahre kamen weitere Standorte in Frankfurt, Düsseldorf, München und nun eben in Berlin hinzu. Das Hauptstadtbüro wurde eröffnet, um direkt in Berlin für den politischen Dialog präsent zu sein und ist somit als unsere politische Interessenvertretung vor Ort zu sehen.
silicon.de: Wenn Sie für Ihre künftige Arbeit in Berlin einen Wunsch frei hätten – welcher wäre das?
Kroeber-Riel: Meine Erfahrung der ersten Monate als Lobbyistin für Google in Berlin hat mir bestätigt, dass unserem Unternehmen vor allem mit großer Begeisterung für die Produkte, mit Neugierde und Offenheit begegnet wird. Ich wünsche mir, dass es so bleibt.