Ökostrom als Mogelpackung
Der Hamburger Ökostrom-Anbieter LichtBlick beliefert seine Kunden entgegen eigenen Angaben auch mit Atom- und Kohlestrom.
Wie die Financial Times Deutschland unter Berufung auf Einkäufe des Konzerns an der Leipziger Strombörse European Energy Exchange (EEX) berichtet, hat LichtBlick dort gleich mehrfach Nicht-Ökostrom eingekauft. Obwohl LichtBlick auf seiner Webseite damit wirbt, “Strom mithilfe klimaschonender Technologien aus regenerativen Quellen zu gewinnen” und diese Energieformen als “die einzige Alternative zu Atomstrom, Kohle und Öl” bezeichnet, dürfte das Unternehmen die Verbraucher an der Nase herumgeführt haben. Schließlich wird an der Leipziger Strombörse vorrangig Energie aus Atom- und Kohlekraftwerken gehandelt.
Mittlerweile hat LichtBlick zu den Vorwürfen offiziell Stellung genommen. Die Atom- und Kohlestrom-Zukäufe beträfen nicht den planbaren Stromeinkauf, der den prognostizierten Kundenbedarf decke, sagte Unternehmenssprecher Gero Lücking. Vielmehr nutzte man Atom- und Kohlestrom “zur Kompensation von kurzfristig auftretenden Abweichungen zwischen dem prognostizierten und dem tatsächlichen Verbrauch der Kunden”. Dabei handele es sich um “zwangsläufig auftretende Mengen, die weniger als ein Prozent ausmachen”. Zudem sei diese Praxis in der Branche hinlänglich bekannt und Alternativen bislang nicht vorhanden. Trotzdem werten Analysten diese Praxis als Imageverlust für die gesamte Branche – der sich auf über 500 Stromversorger auswirken könnte, die in Deutschland mittlerweile Ökostrom anbieten.
Dem Medienbericht zufolge soll LichtBlick im Dezember 2006 und ab Oktober 2007 knapp 4000 Megawattstunden täglich von der European Energy Exchange bezogen haben. Insider beziffern die im Jahr 2007 eingekaufte Menge auf 20 Gigawattstunden – also nicht wie von LichtBlick behauptet, weniger als ein Prozent, sondern rund zwei Prozent der Strommenge, die die Hamburger an die Kunden weitergegeben haben.
Unterdessen fürchtet die European Energy Exchange um ihr Image und forderte LichtBlick dazu auf, die Hintergründe der Geschäfte transparent zu machen. Da der Versorger dies bislang ablehnt, scheint sich nun ein Rechtsstreit anzubahnen.