BPM gegen gestörtes Business-Verhalten
IDS Scheer, Softwareanbieter aus Saarbrücken, bekämpft seit Jahrzehnten gedankenloses Business. Dagegen hilft Business Process Management. Damit sollen Anwender viel besser verstehen was sie tun müssen, um besser zu werden, wo die Fehler liegen und wie man sie beseitigt. Ein Wundermittel? Keineswegs, antwortet Dr. Helge Heß. Das ist harte Arbeit.
silicon.de: Herr Heß, in ihrer Funktion als Director Aris R&D Product and Solution Management bei dem Softwareanbieter IDS Scheer stecken sie sehr tief in einer Produktwelt, die selbst bei Ihren Kunden nur die Spezialisten kennen. Würden Sie dem zustimmen?
Heß: Nun ja, wir arbeiten daran, dass sich das ändert – doch dazu später. Zu meinen Aufgaben gehört auch Produktmanagement und Entwicklung. Ich bearbeite innerhalb der sehr umfangreichen ARIS Platform auch spezielle Bereiche. Controlling und Monitoring etwa, also die Frage, wie die Performance eines Prozesses, gemessen wird. Die drückt sich aus in Durchlaufzeiten, Kosten, Risiken oder Qualität. Dazu gehört auch die Frage, wie man diese Messergebnisse transparent macht – das ist meine Aufgabe. Das Motto aus jahrelanger Erfahrung heißt: Was ich nicht messen kann, kann ich nicht optimieren.
silicon.de: Aris sieht dafür bestimmte Lösungen vor. Aber braucht ein Unternehmen zur optimalen Bewertung seiner Prozesse wirklich all diese Module?
Heß: ARIS ist nicht industriespezifisch, es gab a priori erstmal keinen Branchenfokus – allerdings wurde der Nutzen sehr schnell offenbar, als branchenspezifischer Content verfügbar war . Betrachtet man die Module der ARIS Platform, gibt es sicherlich einige Kernprodukte, die die Kunden immer brauchen. Dazu gehört beispielsweise die klassische Modellierung, mit der der Prozess beschrieben wird. Controlling etwa gehört auch dazu. Neuerdings gibt es auch ein Performance Dashboard für die Managementebene, an der das Topmanagement ablesen kann: Wie ist der Status meines Unternehmens, wo läuft es schief und was muss ich tun, um dem entgegenzuwirken? Viele Kunden wollen nicht mehr nur wissen, was letzten Monat oder gestern passiert ist – der Blick auf die aktuelle Situation, das heißt auf die aktuell laufenden Prozesse gewinnt an Bedeutung. Die gesamte ARIS Platform umfasst eine Reihe unterschiedlicher Module und Produkte – was davon der Kunden tatsächlich braucht, hängt von seinen individuellen Zielsetzungen ab. EEs ist also ein Gesamtkonzept zur Etablierung des Prozessmanagement notwendig. Und hier greift die Beratung.
silicon.de: Consulting macht ja einen großen Teil ihrer Geschäfte aus, nicht wahr?
Heß: Genauer steht es im Geschäftsbericht. Es sind etwa zwei Drittel zu ein Drittel zugunsten des Consulting. Dazu gehört zwar sehr wohl ein erklecklicher Teil SAP-Geschäft, also Hilfe bei SAP-Implementierung, aber der Rest hat ARIS und BPM zum Inhalt. Idealerweise – aus unserer Sicht – wächst aber beides im Arbeitsalltag zusammen. Auch eine ERP-Software wird ja letztendlich eingeführt, um Prozesse zu optimieren. Das sind ja keine vollkommen getrennten Dinge.