Clay Shirky lehrt als außerordentlicher Professor an der New York University und befasst sich seit 1996 intensiv mit dem Internet. Seine Kolumnen erscheinen unter anderem in der New York Times und im Wall Street Journal. Seit Anfang des Jahres ist sein neuestes Buch auf dem Markt. Es beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Web-2.0.-Errungenschaften wie Wikis und Blogs auf die Gruppendynamik auswirken – und damit auch auf die klassische Unternehmenshierarchie.
silicon.de: Mr. Shirky, Ihr neues Buch trägt den Titel ‘Here comes everybody: The power of organizing without organizations’ – soll das heißen, wir brauchen keine Manager mehr?
Shirky: Nein, das bedeutet es ganz und gar nicht. Tatsächlich fange ich an, den Zusatz ‘organizing without organizations’ ein bisschen zu bedauern.
Der Satz entspringt einer Feststellung in dem Buch, dass wir die Variationen des selben Worts benutzen, um zu beschreiben, inwieweit etwas arrangiert oder koordiniert (organisiert) ist, und als ein Kennzeichen für gut-strukturierte Gruppen (Organisationen). Das Ergebnis ist, wenn wir Ordnung in der Welt sehen, gehen wir oft davon aus, dass da Organisation dahinter steckt. Und die Veränderungen auf die ich hinweise, zeigen durchwegs, dass das immer weniger wahr ist.
Die wesentliche Beobachtung ist also, dass Ordnung entstehen kann, ohne dass eine Gruppe von Personen dafür bezahlt wird, die Dinge zu ordnen. Zu beobachten ist das beispielsweise bei Meetup-Gruppen, Flickr und del.icio.us, wo das Teilen dem Entstehen einer Gemeinschaft vorangeht anstatt die Folge davon zu sein.
Was ich inzwischen bemerkt habe (zu spät, leider) ist die Tatsache, dass ‘organizing without organizations’ ein bisschen klingt wie “…und der Staat wird dahinschwinden und wir werden alle in einem post-hierarchischem Paradies leben”. Ich bin soweit davon entfernt, das zu glauben, dass ich nicht einmal diesen Beiklang bemerkt habe, bevor ich entsprechende Fragen beantworten musste.
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