Was können Open-Source-Anwendungen heute?
Open Source Software hält Einzug in immer mehr Unternehmen. Vor allem die fehlenden Lizenzkosten machen sie attraktiv. Das ist jedoch längst nicht alles. So sind inzwischen – vor allem für große Firmen – andere Faktoren bei weitem wichtiger. Ein Interview mit Lutz Seeger, Geschäftsführer bei Optaros.
silicon.de: Hat man dabei nicht erhöhten Aufwand bei der Integration und Anpassung an die Infrastruktur im Unternehmen?
Seeger: Ab einer bestimmten Größenordnung hat man immer Anpassungsbedarf. Den hat man aber auch bei einem proprietären Produkt wie etwa Documentum oder Siebel. Der Unterschied dabei ist nicht so groß.
silicon.de: Was gibt denn dann für Unternehmen den Ausschlag, Open Source einzusetzen?
Seeger: Das ist unterschiedlich. Wir bekommen öfter Unternehmen aus dem Mittelstand, die tatsächlich das ganze nur unter dem Kostenaspekt betrachten, was ein bisschen schade ist. Für viele Open-Source-Anwender aber ist es wichtig, offene Schnittstellen zu haben, einen Vendor-Lock-in zu bekommen oder auch unabhängig von der Versionierung zu sein.
Das andere ist, wenn sie von einem großen Software-Anbieter wie Oracle eine Änderung brauchen, haben sie da vielleicht weniger Chancen, als wenn Sie an einen kleineren Anbieter wie etwa SugarCRM herantreten. Wenn man Pech hat, führt auch der Open-Source-Anbieter die Änderung nicht durch, aber dann macht es der Anwender notfalls selber. Man gibt den Code zurück und mit ein bisschen Glück wird die Anpassung mit in den nächsten Release aufgenommen. Dann wird die Erweiterung von anderen weiterentwickelt und es gibt es sogar noch Support dazu.
silicon.de: Die Verfügbarkeit von Support ist ebenfalls ein wichtiges Entscheidungskriterium?
Seeger: Ich kann mich selbst supporten, dann habe ich zwar keine Lizenz- oder Support-Kosten, muss aber immer das Know-how im Haus haben. Oder ich hole mir den Support von außen rein. Das ist eine strategische Entscheidung. Natürlich muss man dann auch aufpassen, dass man nicht zu viele Partner bekommt, denn dann wird es unübersichtlich und auch irgendwann sehr teuer. Wenn ich also OpenSuse einsetze und Novell mein Partner ist, werde ich als Application Server eher Tomcat als JBoss AS einsetzen, wo Red Hat dahinter steht.
silicon.de: Quelloffene Lösungen bieten mehr Flexibilität. Wo hat diese Technologie denn ihrer Meinung nach die meisten Stärken?