“Lichtgeschwindigkeit ist nicht genug”

Vivek Ranadivé, Chairman und CEO von Tibco, hat das Unternehmen 1985 gegründet. Seine Vision war von Anfang an, die Daten in Unternehmen möglichst schnell zu verteilen. Denn Sekundenbruchteile entscheiden über Erfolg oder Niedergang eines Unternehmens. Ein ausführliches Interview.

silicon.de: Wie begegnen Sie der Software AGim Markt?

Ranadive: Wir sehen die Software AG in Deutschland, aber nicht außerhalb davon. Wir sahen mehr von WebMethods, bevor Software AG sie kaufte – das traf auch auf Seebeyond zu, bevor Sun sie kaufte. Wir sehen viele Bewerbungen von Leuten, die für WebMethods gearbeitet haben. Wir sehen aber SAP, Oracle und IBM im Markt.

silicon.de: Sie reden über Technologiestapel. Heute haben Sie eine Partnerschaft mit Microsoft angekündigt.

Ranadive: Wir sehen uns als der einzige Marktteilnehmer, der vollständig neutral ist. Es ist als ob Sie von uns ein TV-Gerät kaufen könnten und wir sämtliche Kanäle anzeigen würden. Wir bilden eine Brücke zwischen der Microsoft- und der Java-Welt, zwischen Oracle und SAP und ihren eigenen Individuallösungen. Wir überbrücken zwischen HP und BMC, zwischen Microsoft- und Java-basierten Entwicklungsplattformen. Wir sind vollständig standardbasiert und völlig neutral. Wir erlauben ihnen, ein Upgrade in einer heterogenen Umgebung auszunutzen.

silicon.de: Es wird immer heterogene Umgebungen geben, wegen der Differenzierung vom Wettbewerb.

Ranadive: Wir haben sogar große SAP-Kunden und sie nutzen unsere Software, um SAP mit SAP zu verbinden. Wir stellen die Brücke bereit, die alle Dinge in Echtzeit zusammenführt.

silicon.de: Aber SAP hat doch seine eigene Integrationstechnologie ‘SAP XI’.

Ranadive: Oracle ist heute (mit FUSION) dort, wo sich SAP vor wenigen Jahren befand, als sie Integration als den größten Markt identifizierten. Dann fanden sie heraus, dass es schwieriger ist, das Ziel zu realisieren. Daher feuerten sie den Mann, der das Integrationsgeschäft für SAP leitete: Shai Agassi. Jetzt spielen sie das Thema herunter. Und Oracle ist heute da, wo sich vormals SAP befand. Oracle hat keine schlechten Referenzen, aber auch keine guten. Sie haben überhaupt keine, basta. Wenn man neu ist im Geschäft, bekommt man ein bis zwei Jahre Probezeit, aber dann kommt es zum Schwur. Nun sehen wir den Anfang eines Backlashs gegen Oracle. Die Kunden wollen keinen Vendor-Lock-in, also nicht alles von Oracle. Sie wollen eine Alternative und eine politisch neutrale Plattform.

silicon.de: Sehen Sie JBoss als Wettbewerber an?

Ranadive: Nein. Es gibt sicher einige Dinge, für die es sinnvoll ist. Alles hängt davon ab, wie der Reifegrad und die Größe des Marktes ist und die der Gemeinschaft, die man zum Verhandlungstisch beim Kunden bringen kann. Was wir anbieten, ist das Rückgrat und das Nervensystem des Unternehmens, auf dem deren Geschäft abläuft. Das ist sehr anspruchsvoll und muss sehr skalierbar und zuverlässig sein. Man hat dafür eine große Verantwortung. Hier sehen wir Open Source noch nicht. Aber wir haben ein AJAX-Tool, das sich für Open Source eignen würde. Es sitzt auf dem Desktop.

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