“Das Internet verändert sich radikal”
Ken Silva, VeriSign Chief Technical Officer, spricht über die steigenden Anforderungen an die Internet-Infrastruktur und das Open-Source-Projekt ‘Unbound’.
silicon.de: Schaffen Sie es, die Kapazität Ihrer Internet-Infrastruktur bis zum Jahr 2010 zu verzehnfachen?
Silva: Wir haben erklärt, dass wir 100 neue Standorte aufbauen wollen und bis zum Jahr 2010 eine Bandbreite von mehr als 200 Gb/s erreichen wollen. In der ersten Phase ging es vor allem um eine schnellere Datenübertragung und den Ausbau der Reichweite unserer Infrastruktur. Diese Phase ist abgeschlossen. Wir haben jetzt mit der zweiten Phase des Projekts begonnen. Hier geht es darum, die Sicherheit der Infrastruktur an den steigenden Datenverkehr anzupassen.
silicon.de: Nach einer Studie des US-Marktforscher Nemertes könnte das steigende Datenaufkommen zu einem ‘Kollaps des Internet’ führen. Um die Datenflut bewältigen zu können, müssten die Network Provider bis zum Jahr 2010 etwa 137 Milliarden Dollar in die Infrastruktur investieren, so Nemertes. Was sagen Sie dazu?
Silva: Ich glaube, dass Investitionen in die Infrastruktur unverzichtbar sind, um jegliche Unterbrechung des Internet-Datenverkehrs zu vermeiden. Diese kann katastrophale Auswirkungen haben. Deshalb investiert VeriSign im Project Titan auch mehr als 100 Millionen Dollar.
silicon.de: VeriSign hat die Entwicklung von Unbound gefördert, einer Open-Source-Alternative zur BIND-Software (Berkeley Internet Name Domain). Ist BIND überaltert?
Silva: BIND ist seit den 80er-Jahren im Einsatz. Mit der Zeit gab es immer mehr den Wunsch nach einer alterativen Software, die sicher, leistungsstark und einfach zu installieren ist. Unbound ist das Resultat dieses Wunsches.
Die Lösung wird vor allem von Internet Service Providern und Unternehmenskunden eingesetzt. Sie kann aber auch in Geräte eingebettet werden, etwa in ADSL-Modems und in spezielle DNS-Appliances.
Der Unbound-Code ist frei verfügbar. Wir erhoffen davon die schnelle Entwicklung von Funktionen – auch von Features, die traditionell nicht mit dem DNS verbunden werden.