“Freie Bahn für Spams”
Der IT-Sicherheitsspezialist McAfee veröffentlichte jetzt die Ergebnisse seines Feldversuchs S.P.A.M. (Spammed Persistently All Month). Dreißig Tage lang haben sich die fünfzig Teilnehmer aus zehn Ländern ohne Spamschutz durch das Internet bewegt.
Die Teilnehmer haben dabei Seiten besucht, die vorsichtige Surfer normalerweise vermeiden würden. S.P.A.M war das erste Experiment seiner Art. Insgesamt erhielten die Probanden mehr als 104.000 unerbetene Nachrichten. Je Teilnehmer sind das 2096 Mails im Monatsverlauf, also rund 70 am Tag. Mit der Studie wollte McAfee unter anderem zeigen, dass Spam entgegen der herrschenden Auffassung in vielen Fällen nicht bloß ein Ärgernis darstellt, sondern eine ernstzunehmende, konstante Bedrohung.
Bei vielen E-Mails handelte es sich um Phishing-Versuche. Dabei versucht der Täter, mit fingierten Anschreiben aus vermeintlich seriöser Quelle den Empfänger zur Preisgabe kriminell verwertbarer Daten wie Nutzernamen, Passwörter und Bankverbindungen zu veranlassen. Teils übertragen die Nachrichten Computerviren, teils locken sie den Adressaten auf Webseiten, die ihm heimlich Schadprogramme auf den PC laden. Einige Teilnehmer stellten eine Einbuße an Rechenleistung fest, andere zählten mehr Werbefenster.
“Wird ein Rechner beim Surfen langsamer, so ist dies ein starkes Indiz dafür, dass eine Website im Hintergrund Malware installiert”, erklärt Jeff Green, Senior Vice President von McAfee Avert Labs. Das Experiment lies zudem einen Trend hin zu Spam für einzelne Zielgruppen erkennen. Die Teilnehmer erhielten mehr in ihrer Landessprache verfasste Anschreiben als erwartet. Am häufigsten wurden lokalisierte E-Mails in Frankreich und Deutschland mit 11 beziehungsweise 14 Prozent zugestellt. “Noch vor zwei Jahren wäre der Anteil des sprachlich angepassten E-Mülls deutlich geringer gewesen”, vermutet Guy Roberts, Leiter der McAfee-Forschungsabteilung Avert Labs.
Die Probanden in den USA, der Urheimat der digitalen Belästigung, waren am heftigsten vom Spam betroffen. Dass sich die Schwellenländer Brasilien und Mexiko ebenfalls unter den ersten fünf der internationalen Spamliga platzierten, zeigte, dass die globale Cybermafia ihr Operationsgebiet systematisch ausweitet.