Neben dem Abbau von knapp 17.000 Stellen sind bei Siemens weitere Einschnitte vorgesehen. Laut Berichten des Nachrichtenmagazins Spiegel sind Gehaltskürzungen in der Healthcare-Gruppe in Erlangen geplant. Die Kürzungen sollen im Bereich von etwa 10 Prozent liegen. Etwa 390 Mitarbeiter des Vertriebs sollen betroffen sein.
Als “Unverschämtheit” stuft IG-Metall-Betriebsrat Heinrich Urban diese Pläne ein. Er kritisiert vor allem die Tatsache, dass bislang hauptsächlich die Mitarbeiter für die Fehler des Managements aufkommen müssten. “Das Sparprogramm soll rund 1,2 Milliarden Euro bringen”, erklärt der Betriebsrat gegenüber dem Spiegel. Das sei fast so viel, wie die Aufklärung der Korruptionsaffäre bislang gekostet habe.
Zudem will sich der Konzern-Chef Peter Löscher nach und nach von so genannten Randaktivitäten trennen und den Konzern wieder auf einige Kerngeschäfte fokussieren. Demnach könnten auch 4000 Werkswohnungen – 2300 Wohnungen in Erlangen, 1150 in München und etwa 500 Wohnungen in Bruchsal und Karlsruhe aus dem Siemens-Bestand – zur Disposition stehen, wie der Focus aus Kreisen des Betriebsrates berichtet.
Bislang ist eine Siemens-interne Immobilienfirma mit der Verwaltung der Wohnungen betraut. Über diese Firma werden derzeit die Wohnungen an Mitarbeiter vermietet. Gegenüber der DPA hatte ein Siemens-Sprecher erklärt, dass sich die Pläne zum Wohnungsverkauf derzeit in einer “Überlegungsphase” befinden. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Focus allerdings zitiert den Betriebsrat, der dieser Aussage widerspricht. Der Betriebsrat sei durch das Siemens-Management informiert worden, dass “alle Wohnungen bis zum 21. Dezember 2008 verkauft sein sollen”.
Doch nicht nur der neue Sparkurs bringt Siemens in die Schlagzeilen. Nach einer dreiwöchigen Pause wird nun auch der so genannte Schmiergeldprozess am Landgericht München fortgesetzt. Ende Juli könnten die Verhandlungen jedoch bereits abgeschlossen sein, wie es vom Gericht heißt.
Anfang der Woche soll ein Manager als Zeuge aussagen, der seit einem Jahr die Regionalgesellschaft in Abu Dhabi leitet. Für den Donnerstag ist die Aussage des Siemens-Korruptionsbekämpfers Albrecht Schäfer anberaumt. Er habe angeblich die Konzernleitung frühzeitig auf das System der schwarzen Kassen aufmerksam gemacht. Daher ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen den ehemaligen Siemens-Chef Heinrich von Pierer wegen des Verdachts auf Verletzung der Aufsichtspflicht. Von Pierer hat bislang die Zeugenaussage verweigert.
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