IT-Azubis pushen sich mit Ecstasy

Durchschnittlich fünf Prozent der Belegschaft einer deutschen Firma haben ein Alkoholproblem, schätzt die deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Zunehmend Sorge bereitet Experten jedoch die Tatsache, dass der Druck des Berufsalltags immer häufiger zu Depressionen führt. Eine Situation, die von Mitarbeitern und Chefs nur schwer in den Griff zu bekommen ist.

Die Chancen für einen Neustart stehen aber in der Regel gar nicht schlecht. “Voraussetzung ist, dass die Abhängigkeit akzeptiert wird und der Betroffene aus seiner Situation raus will”, sagt Sprenger. “Schwierig ist, wenn eine der beiden Voraussetzungen – direkt oder indirekt – nicht gegeben ist. Das ist oft bei psychischen Erkrankungen der Fall, da diese nur schwer als Krankheit akzeptiert werden.”

Stattdessen versuchen die Betroffenen, sich zusammenzureißen und geraten dadurch immer tiefer in die Depression. Am Ende steht unter anderem die totale Unfähigkeit, sich zu erholen. “Medizinische Untersuchungen haben ergeben, dass in der Regel sieben Jahre vergehen – von der Belastung bis zur Depression”, so Agnesens-Heintz. Jahre, in denen vor allem aufstrebende junge Führungskräfte versuchen, ihre Erschöpfung zu betäuben.

“Ich habe die Erfahrung gemacht, dass unter Azubis Ecstasy ein großes Thema ist. Das Gefährdungspotential ist hier besonders groß, auch durch einen gewissen Gruppendruck.” Ähnliche Beobachtungen hat auch Sprenger gemacht. “Aufstrebende junge Leute, unter Umständen auch bereits auf Abteilungsleiterebene, nehmen Ecstasy am Wochenende, um abzuschalten.”

Doch woher kommen sie, die Depressionen, der Burn-out? Oft wird hier auf den gestiegenen Leistungsdruck im Arbeitsalltag im Allgemeinen und im den Führungsetagen im Besonderen verwiesen – doch das lässt Suchtexperte Sprenger nicht gelten. “Aus der Perspektive einer Generation geht es in der jüngeren Generation immer schneller zu, das ist ein kultureller Anpassungsprozess an das Tempo. Tatsächlich ist es so, dass Menschen individuell überfordert sind und deshalb geht es darum, eine Passung herbeizuführen, zwischen einem Job und dem Menschen, wie er ist.” Für sich selbst beschreibt Sprenger die Lösung so: “Ich habe auch eine Führungsposition und bin nicht immer erreichbar.”