Balance zwischen Innovation und Investition
Neue Technologien haben die Ansprüche an den CIO grundlegend geändert. Er findet sich im Spannungsfeld zwischen Anwendern, die ihre alltäglichen Anwendungen und Geräte gerne am Arbeitsplatz nutzen wollen, und den Anforderungen des Geschäftsführers wieder. Letzterer wünscht sich eine aktivere Beteiligung am wirtschaftlichen Erfolg der Firma.
Der CIO kann eigentlich nur eines: Geld vernichten. Immer neue IT-Systeme verschlingen Jahr für Jahr größere Summen. Er soll für eine verlässliche IT im Unternehmen sorgen, sie gleichzeitig aber auch stets auf dem neusten Stand halten. Schön wäre auch, wenn er ausnahmsweise weniger Geld verbrauchen würde als noch das Jahr zuvor.
Zusätzlichen Druck auf den CIO üben die Anwender aus. Deren Ansprüche haben sich in den vergangenen Jahren nämlich drastisch verändert: Im April dieses Jahres ging Martin Gutberlet, Research Vice President bei Gartner, sogar so weit vorherzusagen, dass sie bis in zwei Jahren die Geräte diktieren, mit denen sie ihre tägliche Arbeit verrichten. Vorgaben des CIO an die Nutzerschaft gehören dann der Vergangenheit an.
Wenigstens 50 Prozent aller Kaufentscheidungen werden künftig von den Endanwendern gefällt, so der Analyst. Als Grund führt er an, dass die Anwender immer technophiler werden und ihre bevorzugten Spielzeuge auch in der Arbeit nutzen wollen. An deren Handhabung haben sie sich bereits gewöhnt. Dadurch sind sie am Arbeitsplatz produktiver, als wenn sie eine ungewohnte Hardware nutzen müssten.
Zudem werden Unternehmen dem Fachkräftemangel Tribut zollen: Um junge Talente in der Firma zu halten, müssen sie ihnen die Nutzung ihrer Lieblingsgeräte erlauben, so Gutberlet. Ihm zufolge wird 2012 die Hälfte aller Außendienstmitarbeiter ihre Notebooks gegen Smartphones und andere MIDs (Mobile Internet Devices) eingetauscht haben. Für die IT-Abteilungen besteht die Herausforderung darin, diese Gadgets auch alle abzusichern.
Druck vom Boss, Druck von den Anwendern – gesucht wird eine Vision, um ihn aus diesem Tal der Tränen herauszuführen. Heckenschützen wie Nicholas Carr machen dieses Unterfangen nicht einfacher. Seiner populären Meinung nach wird die IT-Abteilung in nächster Zeit nämlich sterben. Utility Computing, die Verlagerung von Services ins Web sowie die Simplifizierung komplexer Aufgaben machten den hochqualifizierter IT-Leiter mit seinem exklusiven Wissen zu einem Auslaufmodell. Möglicherweise weißt aber ausgerechnet der vielgehasste Carr mit seinen Thesen den Weg.