Siemens ist keine ‘Familie’ mehr
Bei Siemens herrschte unter den Arbeitnehmern zum Teil fast so etwas wie ein Wir-Gefühl vor, sogar von familiärer Atmosphäre war die Rede. Aber diese wonnigen Zeiten sind jetzt vorbei. Die geplanten Stellenkürzungen haben darunter einen Schlussstrich gezogen.
Ein Sprecher des Vereins, in dem derzeit rund 2 Prozent aller Siemens-Mitarbeiter repräsentiert sind, kommentierte die Umfrage gegenüber dem Handelsblatt mit den Worten, dass in der 160-jährigen Firmengeschichte die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen noch nie so niedrig war.
Siemens will nicht nur massiv entlassen, sondern trennt sich derzeit von vielen Bereichen, die nicht zum neu ermitteltem Kerngeschäft von Energie, Healthkare und Industrie gehören. So hat Löscher inzwischen den Bereich Siemens Enterprise Communications an die Gores-Gruppe ausgegliedert.
Die Telefonsparte Siemens Home and Office Communication Devices (SHC), wo auch die Telefone der Serie Gigaset gefertigt werden, ist inzwischen an die Starnberger Beteiligungsgesellschaft Arques Industries gegangen. Gerüchte ranken sich derzeit auch um Pläne, das Joint Venture Fujitsu Siemens Computers aufzukündigen.
Daneben kämpft Siemens nicht nur intern mit dem Widerstand der Arbeiter an den Sparplänen, sondern muss gleichzeitig auch noch ein der wohl größten Korruptionsskandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte verkraften. Mit Steuernachzahlungen sollen sich die Kosten der Affäre inzwischen auf über 1,9 Milliarden Euro summiert haben. Kein Wunder also, dass der Haussegen in letzter Zeit etwas schief hängt.