Wege aus dem Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel in der IT wird in Deutschland anhalten. Der Analyst Dr. Thomas Meyer von Deutsche Bank Research sagt, wie man ihn erfolgreich bekämpfen kann. Der erfahrene Studienautor geht auch auf die wirtschaftlichen und bildungspolitischen Gründe ein und rät zu Weitsicht und Flexibilität.

silicon.de: Wie können die Fachkräfte selbst aus Ihrer Sicht mit dem Fachkräftemangel umgehen? Stehen Sie hinter der Forderung nach lebenslangem Lernen – oder ist gerade heute die Arbeitsteilung/Spezialisierung auch in der IT der richtige Weg?

Mayer: Qualifizierte Arbeitnehmer sind zunächst die Gewinner des technischen Fortschritts, der ihre Arbeitsleistung immer wertvoller macht. Weiterbildung ist wichtig, um die Qualifikation zu erhalten. Dabei erscheint mir eine vernünftige Balance zwischen Spezialwissen und grundlegenden Fähigkeiten wichtig zu sein. Spezialisierung ist wichtig, um Aufgaben mit hoher Produktivität zu lösen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass sich im Lauf einer Berufskarriere die Anforderungen stark verändern. Daher sollten Fachkräfte sowohl fähig als auch bereit bleiben, sich in neue Spezialgebiete einzuarbeiten.

silicon.de: Wie kann die Bildungspolitik einerseits und die Erwachsenenbildung/ Weiterbildung andererseits helfen, die aktuelle Arbeitsmarktsituation in Deutschland abzufedern? Auf der einen Seite haben wir den Fachkräftemangel, auf der anderen Entlassungen im großen Stil.

Mayer: Anreize und die richtigen Grundlagen sind wichtig. In Deutschland studiert ein kleinerer Teil der jungen Generation als in anderen Ländern. Hier besteht Nachholbedarf. Angebote zur Weiterbildung sind wichtig, um Qualifikationen zu erhalten und auszubauen. Diese werden aber besonders von bereits gut ausgebildeten Arbeitnehmern in Anspruch genommen. Studienanfänger orientieren sich bei ihrer Fächerwahl aber durchaus an dem Bedarf der Unternehmen und studieren gefragte Fächer. Damit das funktioniert, sollten Politik und Unternehmen akzeptieren, dass Löhne und Arbeitsbedingungen in gesuchten Berufen stärker steigen als anderswo. Dadurch steigt der Anreiz, sich für diese Fächer zu entscheiden. Kurzfristige Engpässe bei bestimmten Qualifikationen können so aber nicht behoben werden. Hier könnten vor allem flexiblere Jahres- und Lebensarbeitszeiten für Entspannung sorgen.

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