Jobabbau: “Viele Konzerne reagieren über”

“Mit dem Abbau von Personal kann man auf die Schnelle die Bilanz schön machen”, sagt Professor Michael Nagy, der an der Fachhochschule Heidelberg das Institut für Weiterbildung und Personalentwicklung leitet. Demnach müssten die Bilanzen bei Infineon, Siemens und bei der Deutschen Telekom demnächst geradezu zum Niederknien schön sein.

Denn Infineon will 2000 Stellen abbauen, die Deutsche Telekom 4000 und Siemens 5250, weltweit gar 16.750. Jenseits des IT-Tellerrands sind die Zahlen nicht weniger erschreckend: Air Berlin, BMW, Henkel, Heidelberger Druckmaschinen – sie alle greifen massiv zum Rotstift, während der Handyhersteller Nokia sein Werk in Bochum gleich ganz geschlossen hat. Was die gleichen Konzerne nicht daran hindert, in unverminderter Lautstärke weiter über den Fachkräftemangel zu jammern.

“Das passt überhaupt nicht zusammen”, sagt dazu Professor Nagy im Gespräch mit silicon.de. “Oft planen Konzerne für einige Unternehmensbereiche langfristiger als beim Personal. Angesichts der demographischen Entwicklung halte ich das für absolut kurzsichtig. Ich habe kein Verständnis für Unternehmen, die das Personal nicht als Wertefaktor sehen.”

Ein Sehfehler, der auch viel mit dem starken Schielen Richtung Börsenkurs zu tun habe: “Heutzutage ist es nicht selten so, dass der Aktienkurs nach oben geht, wenn Personalabbau angekündigt wird. Nach dieser Logik handeln viele Unternehmen.”