Jobabbau: “Viele Konzerne reagieren über”

“Mit dem Abbau von Personal kann man auf die Schnelle die Bilanz schön machen”, sagt Professor Michael Nagy, der an der Fachhochschule Heidelberg das Institut für Weiterbildung und Personalentwicklung leitet. Demnach müssten die Bilanzen bei Infineon, Siemens und bei der Deutschen Telekom demnächst geradezu zum Niederknien schön sein.

Dahinter steckt auch Angst, denn dieser Tage wandelt ein Schreckgespenst namens Rezession durch die Managementetagen. Tatsächlich dürfte in dieser Woche amtlich werden, was Skeptiker längst befürchten: Der Aufschwung in Deutschland geht zu Ende. Das Statistische Bundesamt gibt an diesem Donnerstag bekannt, wie sich die Wirtschaft zwischen April und Juni entwickelt hat. Höchstwahrscheinlich wird sich herausstellen, dass die Wirtschaftsleistung preis-, saison- und kalenderbereinigt erstmals seit fast vier Jahren wieder gesunken ist.

Siemens-Chef Peter Löscher hatte sein Pläne zum Abbau tausender Stellen bereits vor einigen Wochen mit einem drohenden wirtschaftlichen Abschwung begründet: “Wir sehen erste Wolken am Konjunkturhimmel und machen Siemens deshalb jetzt wetterfest. Die Geschwindigkeit, mit der sich Siemens verändert, hat dramatisch zugenommen. Wir müssen effizienter werden.” Nein, Siemens ist keine Familie mehr.

Der konjunkturellen Abschwächung zum Trotz, mahnen Fachleute jedoch zur Besonnenheit. “Man sollte Kündigungswellen bei großen Unternehmen natürlich nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird”, sagt Dr. Eugen Spitznagel, Leiter des Forschungsbereichs Konjunktur und Arbeitszeit bei der Bundesagentur für Arbeit. Es gebe deutlich mehr Unternehmen, die zusätzliche Jobs schaffen wollen, als solche mit Plänen für Stellenkürzungen. “Die expandierenden Betriebe haben die Oberhand”, sagte Spitznagel gegenüber silicon.de. Dabei komme die positive Dynamik vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen.

Dieser Meinung ist auch Professor Nagy: “Die Konjunkturdaten sind verblüffend robust.” Nach seiner Meinung könnten sich auch viele Konzerne ein Beispiel an mittelständischen Firmen nehmen, wenn es um die Personalplanung geht. Denn der Mittelstand lasse sich vom hektischen Personalauf-/abbau großer Unternehmen nicht anstecken und verfolge selbstbewusst eigene Wege. “Diese Firmen akzeptieren, dass man ein paar Jahre gutes Geld verdienen kann, dann aber wieder Zeiten kommen, in denen man Abstriche machen muss.”