“Produktpiraten gefährden tausende Jobs”
Gefälschte Markenprodukte, die über das Internet erhältlich sind, werden für deutsche Hersteller und Händler zur ernsthaften Bedrohung. Die Produktpiraterie gefährdet in Deutschland 70.000 und in Europa 120.000 Arbeitsplätze.
Zu diesem Fazit gelangt die ‘Vereinigung für Bekämpfung von Produktpiraterie’ (VBP) in einer aktuellen Markteinschätzung. Verbände und Konzerne sehen in der zunehmenden Überschwemmung des Marktes mit Fälschungen nicht nur ein wirtschaftliches Problem. Die Kriminellen würden von Mal zu Mal dreister und gingen ohne jegliches Schuldbewusstsein vor, so die Branchenfachleute.
“Die Situation ist über die Jahre definitiv schlimmer geworden”, sagte Alexander Gaul, Jurist beim VBP. Der Zoll arbeite zwar gut und effizient. Dennoch gebe es in Sachen Produktpiraterie auch eine hohe Dunkelziffer. Deutschland sei im internationalen Vergleich überproportional betroffen. Ein wesentlicher Grund dafür sei, dass es hierzulande viele Händler und Hersteller gibt, die hochwertige Waren anbieten. “Von Fälschungen geplagt sind aber längst nicht mehr nur Hersteller von Kosmetika oder Luxusgütern. Mittlerweile werden neben Textilien und Medikamenten selbst Lebensmittel oder Wehrtechnik gefälscht”, so Gaul.
Das Internet entpuppt sich dabei als wesentlicher Distributionskanal. Als Beispiel lässt sich die Parfüm-Serie ‘Cool Water’ von Davidoff nennen. Vor allem über das Auktionshaus eBay werden die Fälschungen an die Kundschaft gebracht. Untersuchungen gehen davon aus, dass rund 80 Prozent der dort angebotenen Produkte der Cool-Water-Serie Kopien sind.
Problematisch sei auch, dass viele Käufer, die Fälschungen erworben haben, sich dessen nicht bewusst sind, sagte Gaul. “Auch wenn die Qualität der Produkte nicht den Erwartungen entspricht, beschweren sich nur wenige und kaufen lieber das Produkt kein zweites Mal. Das trifft die Marken schwer – schließlich handelt es sich dabei um einen kontinuierlichen Vertrauensverlust, der erst durch die Fälschungen entstanden ist.”