Laut einer aktuellen Erhebung des US-Marktforschungsunternehmens comScore hat Facebook damit den bisherigen Marktführer MySpace überholt, der zuletzt auf 117 Millionen Besucher weltweit kam. Gestützt wird dieses enorme Wachstum dabei vor allem von einem starken internationalen Nutzerzustrom. Während der Markt für soziale Netzwerke in den USA schon sehr gesättigt sei und seit Juni 2007 lediglich um neun Prozent zulegen konnte, liege das entsprechende Wachstum in anderen Regionen der Welt deutlich darüber, stellt comScore fest. So konnten Social Communitys etwa in Asien um 23 Prozent, in Lateinamerika um 33 Prozent, in Europa um 35 Prozent und im Nahen Osten und in Afrika sogar um 66 Prozent zulegen.
“Social Networking ist zwar zuerst in Nordamerika durchgestartet, hat allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt in dieser Region bereits einen gewissen Sättigungspunkt erreicht”, erklärt Jack Flanagan, stellvertretender Geschäftsführer bei comScore. Das bedeute aber nicht, dass dieser Trend in anderen Regionen der Welt ebenfalls zum Stillstand komme. “Global gesehen wächst das Phänomen in einigen Gebieten noch immer sehr stark. Das liegt zum Teil auch daran, dass die ursprünglich aus den USA kommenden Unternehmen ihren Fokus zunehmend auf neue Märkte legen”, betont Flanagan. Vor allem Facebook habe in dieser Hinsicht im vergangenen Jahr “einen außergewöhnlichen Job gemacht”. “Durch die Übersetzung des Facebook-Interfaces in die jeweiligen lokalen Sprachen ist es dem Konzern gelungen, die eigene Relevanz in anderen regionalen Märkten der Welt zu steigern”, meint Flanagan. Auf diese Weise habe man sich gegenüber der Konkurrenz sehr gut aufgestellt und könne nun auch auf solchen Märkten bestehen, wo man noch vor einem Jahr keine Chance gehabt hätte.
Die Internationalisierungsstrategie von Facebook basiert auf dem Ansatz, dass die eigene Webseite unverändert bleibt. Gleichzeitig rief die Social Community aber ihre Mitglieder dazu auf, selbst eine Übersetzung in eine gewünschte Sprache ihrer Wahl zu erarbeiten. Ganz anders die Strategie bei MySpace. Das Netzwerk, das laut eigenen Angaben eher für den Medienkonsum als für Kommunikationszwecke ausgelegt ist, hat mehrere lokalisierte Sprachversionen seines Portals gestartet. Dieser Unterschied könnte sich nach Einschätzung von Experten negativ auf das internationale Wachstum von MySpace ausgewirkt haben. Wie comScore bestätigt, ist das soziale Netzwerk zwar immer noch das derzeit größte seiner Art in den USA, der internationale Nutzerzustrom fällt aber mit nur drei Prozent eher mager aus.
Dass die forcierte Internationalisierungsstrategie von Facebook in einigen Märkten der Welt auch Probleme mit sich bringt, zeigt das Beispiel des deutschen Marktes. So hatte das US-Netzwerk Ende Juli vor einem kalifornischen Gericht Klage wegen Plagiarismus gegen den deutschen Konkurrenten StudiVZ eingereicht. Dieser wollte den Inhalt der Klageschrift gegenüber pressetext zwar nicht kommentieren, konterte aber mit dem Argument, dass Facebook ein “weltweites Monopol bei sozialen Netzwerken” anstrebe. “Nachdem es Facebook trotz aufwändiger Bemühungen bisher nicht gelungen ist, in Deutschland Fuß zu fassen, versucht man jetzt offenkundig, den Erfolg von StudiVZ gerichtlich zu behindern”, so StudiVZ-CEO Marcus Riecke.
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