Millionen von deutschen Datensätzen im Handel
17.000 Datensätze verhökert – die Meldung aus der vergangenen Woche war kaum der Rede wert. Der Callcenter-Mitarbeiter Detlef Tiegel hatte eine CD mit den Adressen und Kontoverbindungen an die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein weitergegeben. Doch mittlerweile steht fest: Das war nur die Spitze des Eisberges.
Der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Bernd Carstensen, wollte vom Bund mehr Geld für neues Personal in den Aufsichtsbehörden. Von ihm stammt auch der Begriff der mittlerweile viel zitierten “mafiösen Strukturen”, die hinter dem Handel mit Daten ständen. Klar ist dabei aber auch, dass die Forderung nach mehr Geld und mehr Personal natürlich im ureigensten Interesse von Carstensen ist.
In seinen Aufgabenbereich fällt nämlich die Überwachung von Callcentern und deren Aktivitäten. Erst jüngst gab es dazu zwei Gesetzesentwürfe von Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) und Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Zypries will für unerlaubte Telefonwerbung künftig bis zu 50.000 Euro Geldbußen verhängen. Callcenter, die mit Rufnummernunterdrückung anrufen, sollen mit bis zu 10.000 Euro bestraft werden. Schäuble seinerseits will mehr Transparenz in der Szene der Auskunfteien und Bonitätsprüfer wie der Schufa.
Ob, wie und wann die Forderungen umgesetzt werden, ist noch vollkommen offen. Ob nach der Sommerpause tatsächlich eine gesetzliche Regelung in die Wege geleitet wird, die die Daten von uns Bundesbürgern realistisch schützt, ist völlig offen. Es ist an den Daten- und Verbraucherschützern sowie nicht zuletzt der Politik, dieses Thema nicht einschlafen zu lassen. Auch wir Medien dürfen dieses Thema nicht mehr aus den Augen verlieren. Spätestens wenn auf unseren Konten überraschend ein Loch von mehreren Tausend Euro klafft, werden wir die Dringlichkeit des Handlungsbedarfes nicht mehr ignorieren können.