Deutsche Beamte verheddern sich in IT-Beschaffung
Die neuen Systeme für IT-Beschaffung sind für den durchschnittlichen Beamten in Deutschland zu undurchsichtig. Zwischen Grünpflanzen und Parteienverkehr ist kein Platz, neue IT-gestützte Verfahrensweisen zu lernen. Das ergab jetzt eine Umfrage in den Amtsstuben.
58 Prozent der Befragten haben mit dem EVB-IT, einem neuen System der Beschaffung, bisher nur negative Erfahrungen gemacht. So lautet das zentrale Ergebnis der Umfrage unter Behördenangestellten in Deutschland. Sie beschwerten sich über die Undurchsichtigkeit des Systems.
Unter den Angestellten in 78 Beschaffungsstellen in Bundes- und Landesbehörden hat die Systemberatung Infora verschiedene Punkte abgeklopft. Demnach verstehen 62 Prozent der Befragten das System gar nicht. Für 76 Prozent von ihnen steht sogar noch Schlimmeres fest: Sie sind der Ansicht, dass EVB-IT die Prozesse erschwert statt erleichtert. So die traurige Bilanz.
Jeder Dritte kommt zu der Einschätzung, dass damit Verunsicherungen bei den Anbietern entstehen. Zudem monieren 44 Prozent, dass unrealistisch hohe Anforderungen an juristische Kenntnisse gestellt werden. Auch der erwartete Effekt, dass durch die Standards der Vergabeprozess vereinfacht wird, entspricht nur den Erfahrungen von einem Drittel. Doch es gibt auch einen kleinen Lichtblick. So sieht jeder zweite Vergabespezialist in den Behörden trotz aller sonstigen Kritik ein, dass das System die Vergaberisiken mindert.
Die öffentlichen Verwaltungen mühen sich mit dem Systemvertrag ab, der seit dem vergangenen Jahr verbindlich gilt. Verstanden wird er aber erst von einem Bruchteil der Angestellten und Beamten. Sein Nutzen wird so beschrieben: Er ermöglicht die Regelung umfangreicher Beschaffungsprojekte für Hard- oder Software, Integrations- und Anpassungsleistungen oder die Herbeiführung der Betriebsbereitschaft auf einer werkvertraglichen Grundlage. Soweit die Theorie. Die Praxis lässt noch zu wünschen übrig.