Craig Barrett, der IT-Diplomat
Nach dem Abgang von Bill Gates fehlt der Branche der IT-Leithammel, der für die ganz großen Visionen zuständig ist. Mit seiner Auftakt-Keynote zum Intel Developer Forum (IDF) hat sich Chairman Craig Barrett für diesen Posten empfohlen. Er lobte, kritisierte, und war ganz “Technology Embassador”, wie es Intel-Vize Pat Gelsinger nannte.
“Mit Hilfe von Technologie können einige der drängendsten Probleme der Welt adressiert werden, bezüglich Gesundheitsversorgung, Bildung, Wirtschaftsentwicklung und Umwelt”, sagte Barrett. “Diese Themen gehen jedes Land und jeden einzelnen Menschen an.” Solche und ähnliche Aussagen gehörten bislang zum Standard-Repertoir von Bill Gates, dennoch hat Craig Barrett einen anderen Fokus.
Während die Gedanken des Microsoft-Gründers immer um den Nutzer kreisten und darum, welche Möglichkeiten Technologie dem einzelnen eröffnet, sieht Barrett mehr das Ganze. Soll heißen, wie Technologie die Gesellschaft verbessern und verändern kann.
Vor allem das Thema Bildung liegt dem Intel-Chairman am Herzen. Gleich zu Beginn seiner Rede kündigte er ein “einziges politisches Statement” an. Es war ein Rüffel für das US-Bildungssystem: “Ich habe auf meinen Reisen nur ein einziges Land gesehen, das sich nicht genügend auf das Thema Bildung konzentriert – und das ist das, in dem wir uns hier gerade befinden.”
Auch diese nach außen getragene Streitlust unterscheidet Barrett von Gates. Dieser neigt dazu, sich im privaten Rahmen mit Politikern und Wirtschaftsbossen zu besprechen. Der Intel-Chairman legte dagegen noch einen drauf. Die US-Regierung unterstütze Forschung und Entwicklung nicht genug. Auch habe er kein Verständnis dafür, dass Ärzte kein Honorar dafür bekommen, wenn sie Patienten am Telefon oder mit Hilfe von anderen elektronischen Systemen beraten.